Alter(n) und Pflege gemeinsam neu denken – Interdisziplinäre Perspektiven aus Wissenschaft und Praxis

Altern und Pflege gemeinsam neu denken Interdisziplinäre Perspektiven aus Wissenschaft und Praxis Anna Christina Kainradl, Ulla Kriebernegg, Eva-Maria Trinkaus, Katharina Zwanzger (Hrsg.)

Facultas Verlag, Wien, 2021, 210 Seiten, 24,20 €, ISBN 978-3-7089-2045-0 

 

Zu den Herausgeber*innen: 

Anna Christina Kainradl ist als Mag.phil. MA. am Zentrum für Interdisziplinäre Alterns- und Care-Forschung der Universität Graz tätig. Ulla Kriebernegg arbeitet als Universitäts-Professorin, Mag. Dr.phil am selbigen Institut. Auch Eva-Maria Trinkaus, BA. Dr.phil.MA und Katharina Zwanzger, MA., Dr.phil., PhD sind als Wissenschaftliche Mitarbeiter*innen in dem Projekt „Who Cares“ an diesem Institut beschäftigt.

Das vorliegende Buch dokumentiert als Schlussstein das Projekt „Who Cares?“, welches in Zusammenarbeit mit dem Land Steiermark durchgeführt wurde. Es versucht, die Diskriminierung und Problematik älterer Menschen aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Vor allem geht es darum, Altern seine negative Bedeutung zu nehmen, die oft mit Katastrophen wie Krieg und schweren Krankheiten gleichgesetzt wird. Dies geschieht primär unter dem Blickwinkel der Pflegelandschaft des Landes Steiermark.

Die Darstellung der Ergebnisse des Projektes erfolgt nach unterschiedlichen Wissensräumen, wodurch verschiedene Zugänge zu dieser Thematik aus unterschiedlichen Perspektiven heraus betrachtet werden. Dies erfolgt nach wissenschaftlichen Kriterien, beinhaltet aber auch Fachwissen und Gedanken zur jeweiligen Thematik. Damit wird eine weite Diskussion der Themen ermöglicht. 

Im Themenraum „Alltag Pflege“ wird beispielsweise sowohl die Thematik „Angst vor dem Altersheim?“ als auch die Personalentwicklung, eine Studie über Studierende der Pflegewissenschaft und das Thema „Zukunft des Pflegewesens und dessen Finanzierung in Österreich“ betrachtet. Dieses Vorgehen wird auch bei den Themen „Demenz und Behinderung“, „Technologie und Lernen“ und „Architektur, Wohnen, Kreativität“ beibehalten. Dadurch ergibt sich ein umfassendes und lebenspraktisches Bild zu diesen Thematiken.

Die einzelnen Bereiche werden also sowohl wissenschaftlich als auch praxisrelevant betrachtet. Die Beiträge sind gut gestaltet und für jede*n lesbar. Sie fokussieren Bekanntes und moderne Überlegungen zu den angeführten Themen gleichermaßen – wobei natürlich eine starke Betonung der spezifischen Situation in der Steiermark gegeben ist. Dies ist aber kein direkter Nachteil. Die in den einzelnen Bereichen angeführten Studien sind übersichtlich dargestellt und zeigen Pflege als wissenschaftliche Fachdisziplin – der Wissenschaftlichkeitsaspekt wird also nicht vernachlässigt.

Besonders interessant sind die Überlegungen zu neuen Modellen im Bereich der Altenhilfe. Dies betrifft sowohl Technologien als auch partizipative Modelle. Gerade im Bereich der Technologien wäre jedoch eine Vertiefung schön gewesen. Trotzdem bietet das Buch einen guten Einstieg in viele Themen – auch wenn manches nur angerissen und nicht tiefer verfolgt wird.

Insgesamt ist das Buch aufgrund der Vielfalt der Beiträge eine Bereicherung der Publikationen zur Pflegewissenschaft. Es ist sowohl für Fachleute aus dem Bereich der Pflege als auch für angrenzende Wissenschaften wie Medizin, Psychologie, Sozialarbeit, Psychotherapie und alle in diesem Bereich tätigen Menschen lesenswert, um über den eigenen Tellerrand hinauszublicken. Auch Angehörige und Zugehörige, sowie Politiker*innen können dadurch einen guten Einblick in die Problematik „Altern und Pflege“ gewinnen. Ich persönlich habe die Breite der Beiträge als sehr positiv empfunden. 

Eine Rezension von Dr. Gerald Gatterer