Stadt der Zukunft – Smartes Stadtmobiliar für mehr Teilhabe im Alter

Stadt der Zukunft Smartes Stadtmobiliar für mehr Teilhabe im AlterMustafa Kösebay, Prof. Dr. Stefan Kirn, Susanne Wallrafen, Jörg Leukel, Fabian Gierl 

Medhochzwei, Heidelberg, 2021, 214 Seiten, 69,99 €, ISBN 978-3-86216-855-2

 

„Stadt der Zukunft – Smartes Stadtmobiliar für mehr Teilhabe im Alter“ ist ein Buch, das sich mit der Gestaltung von Städten beschäftigt, um eine bessere Teilhabe älterer Menschen zu ermöglichen. Die Herausgeber*innen dieses Buch sind:

  • Mustafa Kösebay, Associate Partner und Mitglied der Geschäftsleitung bei Drees & Sommer SE.
  • Prof. Dr. Stefan Kirn, Koordinator des Projekts UrbanLife+, Inhaber des Lehrstuhls Wirtschaftsinformatik 2 an der Universität Hohenheim.
  • Susanne Wallrafen, Projektleiterin bei der Sozial-Holding der Stadt Mönchengladbach GmbH.
  • PD Dr. Jörg Leukel, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Wirtschaftsinformatik 2 der Universität Hohenheim
  • Fabian Gierl, Senior Consultant bei Drees & Sommer SE

Die meisten Menschen möchten in Ihrer eigenen Häuslichkeit alt werden. Demnach beschäftigt sich dieses Buch mit der Frage, wie man das Leben in Städten für ältere Menschen zugänglicher und einfacher gestalten kann.

Grundlage der Publikation ist das europäisches Forschungsprojekt UrbanLife+ – ein europäisches Forschungsprojekt, das von der Europäischen Union finanziert wurde. Das Projekt hatte zum Ziel, die Lebensqualität in europäischen Städten zu verbessern und dazu beizutragen, dass Städte nachhaltiger werden. Das Projekt wurde von einer Gruppe von 11 Partnern aus 9 europäischen Ländern durchgeführt und wurde von 2013 bis 2016 implementiert. Das Projekt konzentrierte sich auf die Erforschung von Technologien und Lösungen zur Verbesserung der städtischen Lebensqualität in den Bereichen Energieeffizienz, Umweltschutz, Verkehr, Sicherheit und sozialer Zusammenhalt. In der Projektzeit wurden innovative Technologien und Lösungen für städtische Herausforderungen – wie zum Beispiel intelligente Straßenbeleuchtung, Energieeffizienz in Gebäuden, nachhaltiger Verkehr und soziale Inklusion – erarbeitet und beforscht. Die Forschungsergebnisse und technologischen Lösungen des UrbanLife+ Projektes wurden in verschiedenen europäischen Städten getestet und implementiert, um ihre Wirksamkeit zu bewerten und ihre Übertragbarkeit auf andere Städte zu überprüfen. Das Ziel des Projektes war es, die Lebensqualität in europäischen Städten zu verbessern und dazu beizutragen, dass Städte nachhaltiger werden.

Das Buch beginnt mit einer Einführung in die Herausforderungen, vor denen die Städte heute stehen. Die Autor*innen betonen, dass die Bevölkerung in vielen Ländern altert und dass dies Auswirkungen auf die Stadtplanung hat. Neben einer Klärung der Bedeutung von Stadtmobiliar für ältere Menschen wird eine Problemanalyse vorgenommen. Konkrete Probleme, die ältere Menschen in Städten haben – wie z. B. Schwierigkeiten beim Gehen auf unebenen Bürgersteigen oder Problemen beim Ein- und Aussteigen aus öffentlichen Verkehrsmitteln – werden vorgestellt. Daraus resultieren Ideen, wie man das Leben in Städten für ältere Menschen verbessern kann – wie zum Beispiel die Verwendung von „smartem Stadtmobiliar“. Die angestrebte digitale Transformation des urbanen Raums spielt dabei eine zentrale Rolle. Konkret werden im Buch verschiedene Arten von smartem Stadtmobiliar vorgestellt, die dazu beitragen können, diese Probleme zu lösen. Dazu gehören z. B. barrierefreie Bushaltestellen, intelligente Bänke und Gehwege, die speziell für ältere Menschen konzipiert sind. Intelligente Bänke beispielsweise sind mit Sensoren ausgestattet und können den Gesundheitszustand von Passanten überwachen. In diesem Zusammenhang werden auch die Vorteile von intelligenten Gehwegen und Straßenlaternen diskutiert, die mit Sensoren ausgestattet sind und den Verkehr überwachen können.

Das Buch gliedert sich in sechs Teile: 

Teil I beschreibt das Projekt UrbanLife+, das darauf abzielt, digitale Technologien zu entwickeln und zu testen, um die Bedürfnisse einer alternden Bevölkerung in städtischen Nachbarschaften zu unterstützen.

Teil II diskutiert die Trends, die den Bedarf an solchen Technologien vorantreiben, darunter der demografische Wandel, die Digitalisierung, Mobilität, Urbanisierung und Wohnkosten. Es untersucht auch das Konzept des öffentlichen Raums und die Chancen, die die Digitalisierung in der Stadtplanung bietet. Neben konkreten digitalen Tools – wie der digitalen Planung mit CAD, geografische Informationssysteme (GIS) und 3D-Visualisierung bzw. virtuelle Realität – werden u. a. digitale Beteiligungsmöglichkeiten vorgestellt – z. B. webbasierte Beteiligungsverfahren, digitale automatisierte Erhebungsverfahren und sonstige Informationsformate.

Teil III skizziert aktuelle Erkenntnisse zum Demografischen Wandel sowie Teilhabemöglichkeiten älterer Menschen trotz Einschränkungen und Pflegebedürftigkeit. Dabei gehen die Autor*innen neben dem Teilhabebegriff und seiner gesetzlichen Einbettung innerhalb des § 76 Bundesteilhabegesetz (BTHG) auf die Verbesserung der Teilhabe älterer Menschen am städtischen Leben, die Bereitstellung zugänglicher und sicherer öffentlicher Räume und die Förderung einer nachhaltigen Stadtentwicklung ein. Hierbei spielen Aspekte wie Quartiersperspektive, Mobilität, Barrierefreiheit, Hilfsmittel und sonstige unterstützende Technologien innerhalb der städtebaulichen infrastrukturellen Ebene eine bedeutende Rolle. Der Teil III endet schließlich mit einer umfassenden Betrachtung der digitalen Transformation des urbanen Raums inklusive der zugrundeliegenden Motivation und der Darstellung smarter städtebaulicher Objekte.

Teil IV beschäftigt sich mit der aktuellen Situation älterer Menschen in Deutschland inklusive konkreter altersbedingter Einschränkungen bis hin zur Pflegebedürftigkeit. Hierbei geht es nicht nur um die Identifizierung mobilitätseingeschränkter Gruppen, sondern auch um eine Erfassung der Nutzung digitaler Technologien dieser Zielgruppe. Im weiteren Verlauf wird die Stadt Mönchengladbach vorgestellt, in der das Projekt UrbanLife+ umgesetzt wurde. Hierzu betrachten die Autor*innen relevante Aspekte wie Bevölkerungsstruktur und demografische Entwicklung sowie Pflegebedürftigkeit, soziale Teilhabechancen älterer Menschen im Ort, Leitgedanken kommunalen Handelns, Unterstützungs- und Versorgungstrukturen, Quartiersentwicklung, Vorstellung der kommunalen Sozial-Holding einschließlich Dienstleistungsportfolio und aktuelle Quartiersarbeit mit konkreten Projektvorstellungen. Teil IV schließt mit einer Vorstellung der durchgeführten Bürgerbefragung als Beteiligungsmöglichkeit der Zielgruppe, der angewandten Methodik und der gewonnenen Ergebnisse.

Teil V präsentiert die Lösung der kommunalen Herausforderungen innerhalb des demografischen Wandels mittels der UrbanLife+-Szenarien: Safety durch smarte städtebauliche Objekte. Dargestellt wird dabei die Motivation, einen digitalen Ansatz mit smarten technologischen Lösungen, die das UrbanLife+ Projekt impliziert, umzusetzen. Daneben gehen die Autor*innen auch auf die Anforderungsanalyse ein, smarte städtebauliche Objekte (SSO) zu realisieren. Sie beschreiben diesen Lösungsansatz ausführlich, um am Ende auch auf die konkrete technische Umsetzung einzugehen. Verdeutlich wird dies an Beispielen wie smarte Sitzgelegenheit, smarte Wegbeleuchtung, smarte Informationsratgeber, smarte Bushaltestellen und adaptives routing inklusive der Erprobung von Prototypen in Möchengladbach. Auch auf die Interaktion und Personalisierung mit smarten städtebaulichen Objekten wird verwiesen.

Das Buch konkludiert mit einem Ausblick auf die Zukunft und die Herausforderungen, die noch zu bewältigen sind. Dabei beleuchten die Autor*innen auch die Rolle, die smartes Stadtmobiliar dabei spielen kann. Sie betonen die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Stadtplaner*innen, Architekt*innen, Technologie-Entwickler*innen und älteren Menschen, um eine inklusive Stadtgestaltung zu ermöglichen.

Insgesamt bietet „Stadt der Zukunft – Smartes Stadtmobiliar für mehr Teilhabe im Alter“ einen umfassenden Überblick über die Herausforderungen, die ältere Menschen in Städten haben, sowie innovative Lösungen, die dazu beitragen können, ihre Teilhabe am städtischen Leben zu verbessern. Die Bedeutung, die das kommunale Setting für die älter werdende Bevölkerung bezogen auf Ihre Lebenswelt hat, wird dabei ebenso herausgearbeitet, wie konkrete Handlungsansätze, die wissenschaftlich fundiert aus dem Projekt heraus erarbeitet und auch in der Praxis erprobt wurden. Gespickt mit anschaulichen Grafiken und Bildern schafft es das Buch, Bedarfe der Zielgruppe und realisierbare smarte Maßnahmen nachvollziehbar darzustellen.

Am Ende bleibt zu prüfen, ob sich diese Vorgehensweise im Rahmen einer digitalen Transformation nachhaltig für die Stadt Mönchengladbach und die Zielgruppe gelohnt hat, was die Inbetriebhaltung sowie der Support der Stadt kostet und mit welchem (finanziellen) Aufwand sich dies tatsächlich auf andere deutsche Kommunen übertragen ließe.

Eine Rezension von Prof. Dr. Eileen Goller