Berufsstolz in der Pflege

71ZRyYnpNQLGerman Quernheim, Angelika Zegelin
Berufsstolz in der Pflege
Das Mutmachbuch

Hogrefe, Bern, 2021, 324 Seiten, 39,95 €, ISBN 978-3-456-85999-6

Medienberichte zum Pflegeberuf konzentrieren sich häufig auf die Überlastung der Pflegenden und das hat sich seit der Covid-19-Pandemie noch verstärkt. Dabei geraten die positiven Seiten dieses Berufs leider oft aus dem Blick. Obwohl der Pflegeberuf bei Befragungen der Bevölkerung (z. B. GfK Verein 2018) zu den vertrauenswürdigen Berufen gehört, nehmen auch viele Berufsangehörige im Arbeitsalltag die Aspekte, auf die sie stolz sein können, nicht immer wahr.

Das vorliegende Buch setzt genau hier an und ermutigt im Pflegeberuf Tätige, die positiven Aspekte der Berufstätigkeit verstärkt wahrzunehmen und diese auch gezielt in der Öffentlichkeit zu kommunizieren. Die beiden Autor_innen sind selber promovierte Pflegefachpersonen mit langjähriger Berufserfahrung in verschiedenen Arbeitsfeldern. Angelika Zegelin hat an der Universität Witten den Bereich der Pflegewissenschaft mit aufgebaut, German Quernheim ist im Bereich der Pflegepädagogik aktiv. Beide Autor_innen engagieren sich ebenfalls berufspolitisch seit vielen Jahren in unterschiedlichen Organisationen auf verschiedenen Ebenen. Diese reichhaltige Erfahrung ist in das Buch eingeflossen. Anlass für die vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema war eine Tagung an der Uni Witten im Jahr 2005, auf der Bernice Buresh das Buch „From Silence to Voice“ vorstellte. Die Tagung mündete dann in eine deutsche Übersetzung, die von Angelika Zegelin mit herausgegeben wurde (Buresh & Gordon 2006).

Das Buch von Quernheim und Zegelin gliedert sich in fünf Teile. Der erste Teil umreißt das Konzept des „Berufsstolzes“, der zweite Teil widmet sich der Pflege als Beruf und thematisiert die Pflegearbeit sowie Aspekte der Aus-, Fort- und Weiterbildung. Im dritten Teil werden die belastenden Arbeitsbedingungen aufgegriffen. Der vierte Teil als Kernstück des Buches behandelt detailliert, wie sich Berufsstolz entwickeln und kommunizieren lässt. Der fünfte Teil des Buches spricht die Leser_innen direkt an: „Was können Sie selbst tun?“ und erläutert die konkrete Umsetzung von Strategien. Ergänzt wird das Buch im Anhang um eine Handreichung für Lehrende, Anleitende und Führende der Pflegeberufe.

Auffallend am Buch sind die vielen eingestreuten didaktischen „Extras“. Neben konkreten Lernaufgaben, die in der Handreichung im Anhang aufgegriffen werden, finden sich Story-Kästen, Steckbriefe und Kurzbeschreibungen zu den unterschiedlichen Arbeitsfeldern sowie Arbeitsportraits, in denen Pflegende z. B. einen typischen Arbeitstag mit den speziellen Herausforderungen und ihren Tätigkeiten fundiert schildern. Mit diesen praxisbezogenen Extras gelingt es den Autor_innen sehr gut, die Intention des Buches, Mut zu machen, zu verstärken. Der Anhang, der auf wenigen Seiten vielfältige Anregungen listet und die Fallbeispiele aus dem Buch systematisch aufgreift und in einem Aufgabenraster listet, ist besonders hilfreich für Lehrende, die mit den Fallbeispielen arbeiten möchten. Hier gelingt es den Autor_innen gut, ihre langjährigen Lehrerfahrungen sinnvoll einzubringen.

Das Buch ist gut zu lesen, da es durchgehend verständlich geschrieben ist. Zum Teil finden sich Wiederholungen, aber dies muss kein Nachteil sein. Es ist auch möglich, einfach ein Kapitel nachzuschlagen und zu schmökern, ohne das Buch von der ersten bis zur letzten Seite zu lesen. Das Buch eignet sich für alle, die im Rahmen der Lehre oder auch im Management Verantwortung für die Begleitung Lernender tragen sowie für jede Pflegefachperson, die ihre Arbeit öffentlich positiver darstellen möchte. Durch die Einbettung der Abschnitte zur pflegerischen Öffentlichkeitsarbeit in den deutschen Kontext ist das Buch eine hervorragende Ergänzung zu dem bereits vorliegenden Werk von Buresh & Gordon (2006).

 

Literatur

GfK Verein (2018): Trust in Professions 2018 – eine Studie des GfK Vereins. Von Feuerwehrleuten bis zu Politikern. Nürnberg: GfK Verein. Unter: https://www.nim.org/sites/default/files/medien/135/dokumente/2018_-_trust_in_professions_-_deutsch.pdf [17.01.2022].

Buresh, B.; Gordon, S. (2006): Der Pflege eine Stimme geben. Was Pflegende wie öffentlich kommunizieren müssen. Bern: Huber.

 

Eine Rezension von Mathilde Hackmann