„Acute Community Nurse“ – Pilotprojekt verbessert Gesundheitsversorgung in Niederösterreich

acute community nurse pilotprojekt niederösterreichDie Einsatzzahlen im Rettungsdienst und Krankentransport und damit die Einlieferungen in die Kliniken und ambulanten Behandlungen steigen durch die Altersentwicklung der Bevölkerung, dem Mangel an Allgemeinmedizinerinnen und -medizinern sowie hochqualifizierten Kräften für die Hauskrankenpflege. In vielen Fällen stehen chronische oder akutpflegerische Probleme im Vordergrund, die teilweise durch eine gezielte Versorgung vor Ort gelöst werden könnten. Im Rahmen des Pilotprojekts „Acute Community Nurses“ (ACN) hat Notruf Niederösterreich seit Mai 2020 mehr als 5.500 Interventionen durchgeführt. Im Jahr 2023 allein konnten über 4.000 Patientinnen und Patienten durch die ACN zuhause versorgt werden. Dieses wegweisende Projekt, finanziert durch den Niederösterreichischen Gesundheits- und Sozialfonds (NÖGUS), setzt diplomierte Pflegekräfte mit zusätzlicher Notfallsanitäterausbildung ein, um vor Ort pflegerische Interventionen bei akuten Situationen durchzuführen.

„Aufgrund dieser Problemstellungen startete Notruf NÖ im Mai 2020 ein Pilotprojekt, bei dem sogenannte „Acute Community Nurses“ (ACN) – diplomierte Pflegekräfte die auch Notfallsanitäter sind – eingesetzt werden und das über den NÖGUS finanziert wird“, erklärt NÖGUS Vorsitzender Landesrat Christoph Luisser das Projekt. Wenn die notfallmedizinische oder pflegerische Abfrage über die Nummern 144, 141 oder die telefonische Gesundheitsberatung 1450 ergibt, dass die Situation vor Ort möglicherweise durch eine pflegerische Intervention gelöst oder durch Unterstützung des Rettungsdienstes verbessert werden kann, erfolgt die Entsendung einer ACN. „Mittlerweile ist die Projektphase 2 eingeläutet und ACN sind bereits an fünf Standorten in Niederösterreich tätig. Weitere bis zu zehn Standorte werden in nächster Zeit in Betrieb gehen. Der nächste wird konkret in Haag im Mostviertel errichtet werden“, blickt Luisser in die Zukunft.

Gesundheits-Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig hebt die positive Entwicklung des Projekts hervor: „Die Ergänzung der Rettungskette durch die Acute Community Nurses erspart Patientinnen und Patienten unnötig weite Strecken ins Krankenhaus, entlastet damit auch die Spitäler und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, unterstützt die Rettungsteams und erhöht deren Verfügbarkeit für Notfälle. Ich möchte mich für die Initiative von Notruf NÖ bedanken. Ich danke der FH St. Pölten für die spezifische Ausbildung in diesem Bereich und all jenen, die sich in der Projekt-Phase 1 und 2 in den Dienst der gesundheitlichen Versorgung der Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher gestellt haben und stellen werden. Sie sind – neben den Spitälern, den Rettungsorganisationen, den Ärztinnen, Ärzten, den Pflegediensten, etc. – einer der Garanten für mehr Sicherheit für die Bürgerinnen und Bürger im Gesundheitsbereich.“

Die Fachhochschule St. Pölten bietet seit 2015 ein Bachelorstudium Gesundheits- und KrankenpflegePLUS mit integrierter Rettungs- und Notfallsanitäterausbildung an. Dieses wird über den NÖGUS und in Kooperation mit der NÖ Landesgesundheitsagentur finanziert. “Der Vorteil der kombinierten Ausbildung liegt auf der Hand, da durch profunde Kenntnisse rettungsdienstlicher als auch pflegerischer Abläufe die extraklinische Versorgung der Patientinnen und Patienten zu Hause berufsgruppenübergreifend verbessert wird. Nach entsprechender klinischer Erfahrung ist der Einsatz der Absolventinnen und Absolventen im Bereich Acute Community Nursing (ACN) ein weiterer Baustein hin zu einer pflegerischen Fachkarriere“, sagt FH-Dozent und Leiter des Lehrgangs Präklinische Versorgung und Pflege Stefan Rottensteiner.

Josef Schmoll, Geschäftsführer von Notruf NÖ, hebt hervor, dass auch Quereinsteiger aus der Pflege mit rettungsdienstlichem Hintergrund als ACN eine neue Perspektive finden. “Mittlerweile sind sieben der 38 aktiven ACNs Absolventen dieses kombinierten Lehrgangs, das sind knapp 20 Prozent. Diese Pflegefachpersonen, welche eben zusätzlich auch die höchste Ausbildung im nicht-ärztlichen Rettungsdienst vorweisen, sind an den derzeitigen fünf Standorten tätig“, erläutert Josef Schmoll, Geschäftsführer von Notruf NÖ.

Die Einsatzstatistik der ACN für das Jahr 2023 zeigt, dass 40 Prozent der Interventionen rein akutpflegerischer Natur waren, 20 Prozent kombinierte Sanitäter- und Pflegemaßnahmen umfassten und etwa 10 Prozent rein rettungsdienstliche Interventionen betrafen. Primärversorgungen machten 5 Prozent der Einsätze aus, insbesondere an Wochenenden, wenn der Arztsprengel nicht besetzt war. Christian Fohringer, Geschäftsführer von Notruf NÖ, betont die Vielfalt der Einsätze, von Problemen mit Drainagen und Sonden bis zu atraumatischen Schmerzen und Infektionen.

Die FH St. Pölten sieht in der erfolgreichen Umsetzung des ACN-Projekts eine Bestätigung ihrer praxisrelevanten Ausbildung. FH-Geschäftsführer Hannes Raffaseder hebt die Wichtigkeit von Kooperationen, wie der mit Notruf Niederösterreich, für den Erfolg der Ausbildung hervor.

Notruf Niederösterreich und die Fachhochschule St. Pölten setzen mit dem ACN-Pilotprojekt ein wegweisendes Zeichen für eine verbesserte Gesundheitsversorgung in Niederösterreich.


Zur Pressemitteilung: https://www.noe.gv.at/noe/Erfolgreiches_Projekt_ACN___Acute_Community_Nurse_.html

Foto: stock.adobe.com – Pixel-Shot

 

 

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