Psychosoziale Betreuung und Psychotherapie in der Gerontologie, Praktische Fallbeispiele und theoretischer Hintergrund

psychosoziale betreuung und psychotherapie in der gerontologie 2Elisabeth Grünberger / Jakob Eichinger (Hrsg.)

Frankfurt am Main, Mabuse, 2022, 374 Seiten, ISBN 9783863216344, 50,00 €

 

Dieses Buch, herausgegeben von Elisabeth Grünberger und Jakob Eichinger, widmet sich der psychosozialen Betreuung und Psychotherapie im Bereich der Gerontologie. Es bietet eine umfassende Darstellung, die sowohl theoretischen Hintergrund als auch praktische Fallbeispiele einschließt. Die Autoren beleuchten die Herausforderungen und Besonderheiten der psychosozialen Betreuung älterer Menschen und präsentieren konkrete Situationen aus der Praxis, um die Anwendung der theoretischen Konzepte zu verdeutlichen. Damit bietet das Buch einen fundierten Einblick in die vielschichtige Welt der gerontologischen Psychotherapie und psychosozialen Betreuung.

Wer sind die Autoren des Buches: Elisabeth Grünberger, Supervisorin und Lehrende in Ausbildungskontext, und Jakob Eichinger, Psychotherapeut und Gerontopsychosozialer Berater.

Das Buch "Psychosoziale Betreuung und Psychotherapie in der Gerontologie" bietet eine tiefgehende und praxisnahe Auseinandersetzung mit einem entscheidenden Thema im Bereich der Altersforschung. Herausgegeben von Elisabeth Grünberger und Jakob Eichinger, liefert dieses Werk nicht nur einen theoretischen Hintergrund, sondern illustriert seine Konzepte auch durch prägnante Fallbeispiele.

Die Autoren haben es geschafft, die komplexe Welt der psychosozialen Betreuung älterer Menschen zugänglich zu machen. Die Struktur des Buches ermöglicht es Lesern, sich schrittweise in die Materie einzuarbeiten. Beginnend mit einem soliden theoretischen Fundament, werden die Leser anschließend durch eine Vielzahl von praktischen Fallstudien geführt. Dieser Ansatz verleiht dem Buch eine ausgewogene Mischung aus wissenschaftlichem Hintergrund und realen Anwendungen.

Besonders beeindruckend ist die Vielfalt der präsentierten Fallbeispiele. Von psychischen Erkrankungen bis hin zu sozialen Herausforderungen, die ältere Menschen bewältigen müssen, werden verschiedene Aspekte der Gerontologie abgedeckt. Die Autoren scheuen sich nicht, auch komplexe Themen anzusprechen, und bieten gleichzeitig klare Erklärungen und Handlungsanleitungen.

Ein weiterer Pluspunkt des Buches ist die Betonung der interdisziplinären Zusammenarbeit. Die Autoren betonen die Bedeutung einer ganzheitlichen Herangehensweise, bei der verschiedene Fachdisziplinen zusammenarbeiten, um die bestmögliche Betreuung und Unterstützung für ältere Menschen zu gewährleisten.

Der Schreibstil ist klar und verständlich, ohne dabei an wissenschaftlicher Tiefe zu verlieren. Die Autoren vermeiden übermäßigen Fachjargon und machen das Buch somit auch für Leser zugänglich, die nicht unbedingt im Fachgebiet der Gerontologie bewandert sind.

Insgesamt bietet "Psychosoziale Betreuung und Psychotherapie in der Gerontologie" einen umfassenden Einblick in ein wichtiges Thema unserer Zeit. Es ist nicht nur eine wertvolle Ressource für Fachleute im Bereich der Altersforschung, sondern auch für alle, die ein tieferes Verständnis für die psychosozialen Herausforderungen älterer Menschen gewinnen möchten. Für Lehrende, Weiterbildungen oder akademische Zwecke definitiv zu empfehlen. 

Eine Rezension von Anett Friedrich, Medizinpädagogin M.Ed. 

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Gewaltprävention in der Altenpflege: Interventionen und Konzepte

gewaltprävention in der altenpflege interventionen konzepteAnna Dammermann, Marco Sander

Kohlhammer (2023), 1. Auflage, 154 Seiten, ISBN 978-3-17-042421-0, 34,00 €

 

Wertvoller Begleiter bei der Gewaltprävention in der Altenpflege

„Pfleger soll mehrere Demenzkranke missbraucht haben“, „Tatort Pflegeheim: Bremer Pflegehelfer steht unter mehrfachem Mordverdacht“, „Mann (41) schlägt mehrfach auf Pflegerin ein“ – das sind nur einige Schlagzeilen der vergangenen Monate. Sie zeigen: Gewalt in der Altenpflege kommt vor und trifft pflegebedürftige Menschen wie Pflegepersonal gleichermaßen. Während in den Medien vor allem die Extreme – Körperverletzungen, Missbrauch, Tötungen – aufgegriffen werden, läuft Gewalt im Alltag oft subtiler ab. Menschen werden zum Beispiel vernachlässigt, gedemütigt, in ihrer Selbstbestimmung eingeschränkt oder finanziell ausgenutzt. Nicht immer ist Gewalt absichtlich, mitunter wird sie auch indirekt durch starre Strukturen begünstigt. Eine Studie des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung e.V. (DIP) aus 2017 bestätigt, dass Gewalt gegenüber Pflegebedürftigen, aber auch Pflegenden alltäglich stattfindet.

Umso wichtiger ist es, das Thema aus der Tabuzone zu holen und Konzepte zur Prävention umzusetzen. Genau hier setzt das Buch „Gewaltprävention in der Altenpflege“ an. Anna Dammermann und Marco Sander zeigen praxisnah, wie Gewaltvorfälle minimiert und auslösende Faktoren erkannt und vermieden werden können. Dabei liefert das Buch bewusst keinen standardisierten Maßnahmenplan, sondern zeigt Schritt für Schritt auf, wie Gewaltprävention als eigenständiges Projekt umgesetzt werden kann. Grundlage ist dabei das Gewaltpräventionsprojekt PEKo, an dem vier deutsche Hochschulen und Universitäten aktiv mitwirken. Das Kernstück von PEKo ist der partizipative Ansatz, also die Beteiligung aller Kolleginnen und Kollegen im gesamten Projektverlauf.

Das praktische Handbuch ist mit 154 Seiten sehr übersichtlich und klar gegliedert. Es bietet zunächst Hintergrundinformationen zum Thema Gewalt, gefolgt von wichtigen Projekthinweisen und Möglichkeiten der Evaluation. Danach folgt der praktische Teil mit fünf Modulen zur Umsetzung eines Gewaltpräventionsprojekts: 1. Sensibilisierung und Information, 2. Kommunikation und Teamzusammenarbeit, 3. Selbstreflexion und Person-zentrierte Pflege, 4. Handlungssicherheit und 5. Nachhaltigkeit und Qualitätssicherung. Im nächsten Kapitel folgen Arbeitshilfen zu diesen fünf Modulen. Für das Modul 1 ist hier zum Beispiel beschrieben, wie ein Teamtreffen ablaufen kann, um einen gemeinsamen Gewaltbegriff zu etablieren, es gibt Anregungen zu Plakaten und Broschüren zum Thema Gewaltprävention und es sind Beispiele aufgeführt, wie Kurzinformationen zu bestimmten Erkrankungen, bei denen Gewalt eine Rolle spielt, erarbeitet und umgesetzt werden können.

Sehr hilfreich für die Leserinnen und Leser ist die gleichbleibende Struktur bei der Planung der einzelnen Interventionen: Kurzbeschreibung, Was soll die Intervention bewirken? An wen richtet sich die Intervention? Wer ist wofür zuständig? Was ist zu planen? Welche Ressourcen sind notwendig? Etc. Hier sind alle Fragen abgehandelt, die für die Umsetzung der Interventionen wichtig sind. Besonders hilfreich sind die zahlreichen Fallbeispiele. Diese zeigen zum Beispiel, wie Angehörige sowie Bewohnerinnen und Bewohner auf ein Gewaltpräventionsprojekt reagieren und wie man sie sinnvoll integrieren kann. Bei vielen Interventionen ist zudem in wenigen Sätzen aufgeführt, welche positiven, aber auch negativen Erfahrungen andere PEKo-Einrichtungen damit gemacht haben. 

Alles in allem ist das Buch von Anna Dammermann und Marco Sander ein sehr zu empfehlender Praxisleitfaden zu einem wichtigen Thema. Es ist ein wertvoller Begleiter für alle, die sich der Gewaltprävention in ihrer Einrichtung annehmen möchten. Dabei bietet es erprobte und evidenzbasierte Handlungsansätze, wie so ein Projekt anzugehen ist – und dies nicht auf einer rein theoretischen Ebene, sondern anschaulich, praxisnah und gewürzt mit vielen Beispielen. So kann Projektarbeit Spaß machen! 

Eine Rezension von Brigitte Teigeler

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Dement, aber nicht vergessen: Was Menschen mit Demenz gut tut – acht Empfehlungen

dement aber nicht vergessenMichael Schmieder (mit Uschi Entenmann & Erdmann Wingert)

Ullstein Buchverlage, 1. Auflage 2022, 240 Seiten, ISBN 978-3-86493-180-2, 22,99€

 

Michael Schmieder ist ausgebildeter Pfleger und hat einen Masterabschluss in Ethik. Bis 2015 leitete er das Pflegeheim Sonnweid bei Zürich. Er hält regelmäßig Vorträge über Demenz und wurde von der Paradies-Stiftung für sein Lebenswerk geehrt. Uschi Entenmann und Erdmann Wingert schreiben beide Reportagen bei Zeitenspiegel. Das Buch entstand aus der Erfahrung als Leitung des Pflegeheims und aus der persönlichen Expertise von Michael Schmieder.

Millionen Menschen in Deutschland leiden an Demenz und täglich kommen hunderte hinzu. Für viele Angehörige stellt sich dabei die Frage eines angemessenen Umgangs mit den Betroffenen. Was ist zu tun, wenn Eltern, Partner oder Geschwister an Demenz erkranken und ihnen zunehmend die Fähigkeit verloren geht, ein selbstbestimmtes Leben zu führen? Das Buch beschreibt hierzu themenspezifische Situationen von Betroffenen und ihren Angehörigen, bei denen nicht die Erkrankung, sondern der Mensch im Fokus steht.

Die ersten Anzeichen einer Demenz sind häufig für die Betroffenen und ihre Angehörigen irritierend und erschreckend zugleich. „Meist spüren Menschen mit beginnender Demenz selbst als erste, dass etwas nicht stimmt. Sie leiden unter Erinnerungslücken, Namensverwechslungen oder haben Orientierungsprobleme. Manche neigen dazu, die Anzeichen zu ignorieren und zu vertuschen, weil sie ihnen Angst machen. Die bessere Alternative ist, das Gespräch mit Freunden, der Familie und dem Arzt zu suchen“. Bereits mit diesen einführenden Sätzen verdeutlicht der Autor, dass für ihn ein adäquater Umgang mit den Betroffenen in der Beziehungsgestaltung, der sozialen Interaktion und einer empathischen Kommunikation liegt. Tiefe und ehrliche Einblicke in das Empfinden der Betroffenen und Angehörigen geben Hinweise, wie sie mit der Krankheit umgehen. Das Buch erklärt praktische Vorgehensweisen und in einfachen Worten, wie schwierige Situationen durch Beziehungsaufbau und Kommunikation gemeistert werden können.

Der Titel verspricht acht Empfehlungen, liefert zwischen den Zeilen jedoch deutlich mehr Hinweise für einen gelungenen Umgang mit den Betroffenen. In Kapiteln wie „Hilfe für Zuhause“, „Beziehung ist alles“ und „Das Leben ist schön!“ veranschaulicht der Autor anhand von Dialogen, wie auch aus den schwierigsten Situationen etwas Positives gewonnen werden kann und lädt damit zu weiterem Nachdenken ein. Ferner liefert das Kapitel „Lieber tot als demenzkrank?“ eine ethische Gegenüberstellung zwischen Sterben und an Demenz erkrankt sein, bei dem Schmieders theoretische und praktische Expertise deutlich wird. Von Hilfestellungen für zu Hause über Orientierungsschwierigkeiten der Betroffenen bis hin zum Beziehungsaufbau schildern auch die weiteren Kapitel Problemfelder, auf die mit naheliegenden Maßnahmen so reagiert wird, dass Betroffene und Angehörige ein sinnvolles Ergebnis erzielen können. Der Autor beschreibt dazu zahlreiche Alltagssituationen, in denen sich Angehörige und Pflegende wiederfinden werden. In den beiden abschließenden Kapiteln „Wie sich unsere Krankenhäuser verändern müssen“ und „So könnte die Zukunft aussehen“ geht der Autor mit weiteren Vorschlägen darauf ein, wie seiner Vorstellung nach, eine menschenwürdige Pflege in Zukunft gelingen kann. Jedes der acht Hauptkapitel verfügt zudem „In aller Kürze“ über eine Zusammenfassung der wichtigsten Fragen und Antworten. Damit bekommen Lesende das Wesentlich nochmal vor Augen geführt.

Für Angehörige und Pflegekräfte ist es oft schwer zu erkennen und zu verstehen, was Menschen mit Demenz sich wünschen bzw. was sie benötigen. Das Buch ist eine Anleitung für den täglichen Gebrauch, die erklärt, wie wir Menschen mit Demenz begegnen können. Im Zentrum stehen dabei die Fragen: Was wünschen sich die Menschen mit Demenz und wie können wir verstehen, was sie wirklich brauchen? Hierzu werden allgemeingültige Antworten zur persönlichen Einstellung aufgezeigt, die entlasten und helfen können, denn: Ist die Haltung, mit der den Betroffenen begegnet wird von Achtung und Sympathie geprägt, erschließt sich der Rest fast wie von selbst.

Demenzen haben bekanntermaßen viele Gesichter. Das Buch „Dement, aber nicht vergessen: Was Menschen mit Demenz gut tut – acht Empfehlungen“ bietet einen weitgefassten Einblick in die Zusammenhänge von der Beziehungsgestaltung, der Kommunikation und dem Umgang zwischen Betroffenen und Angehörigen. Damit greift Michael Schmieder bekannte Themenfelder auf, die jedoch für immer mehr Menschen aktuell sind. Neu daran ist die ethische Auseinandersetzung, welche durch die Dialogform indirekt vollzogen wird und die Leserschaft zum weiteren Nachdenken anregt. Wenn es doch nur so einfach wäre! Durch die vielen Dialoge werden die Empfehlungen zwar nachvollziehbar, liefern jedoch keine Lösungen für die erschwerenden Kontextfaktoren. Dementsprechend handelt es sich nicht um ein Fachbuch, sondern eher um ein Essay mit Empfehlungen, dass sich mit der persönlichen Haltung und dem richtigen Umgang befasst, ohne allzu maßgebende Vorgaben zu setzen. Von der Theorie der Beziehungsgestaltung hinein in die tägliche Praxis wird mit einfachen Worten vermittelt, wie belastende Situationen gemeistert werden können. Geeignet ist das Buch vor allem für Angehörige, die Hilfe in schwierigen Situationen suchen und interessierte Pflege- und Gesundheitsfachkräfte.

Eine Rezension von Jan-Hendrik Ortloff M.A.

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