Mit Blick auf die Herbstsaison 2024 warnt die Pflegekammer NRW erneut vor erheblichen Engpässen in der pflegerischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen. „Die Personalsituation in den Kinderkliniken ist bereits jetzt schon ganzjährig äußerst angespannt. Man kann ohne weiteres sagen: Wir sind da längst über den Kipppunkt hinaus“, sagt Sandra Postel, Präsidentin der Pflegekammer NRW. Besonders besorgniserregend sei die bevorstehende jährliche Infektionswelle, die im Herbst erneut massive Probleme auf den Stationen verursachen wird. Postel fordert daher dringend, bereits jetzt aktive Maßnahmen für die betroffenen Kinder und die überlasteten Pflegeteams zu ergreifen.
„Wir müssen uns darüber klar sein, dass wir die Pflegepersonaluntergrenzen auch und gerade eingeführt haben, um Pflege als Beruf attraktiver zu machen. Es kann also nicht sein, dass die einzige Antwort der Verantwortlichen in einer solch angespannten Situation ist, den Patient*innen-Pflege-Schlüssel weiter abzusenken und damit eine Gefährdung der Kinder in Kauf zu nehmen“, so Postel. Sie warnt davor, die Versäumnisse der Gesundheitspolitik ein weiteres Jahr auf dem Rücken der Pflegefachpersonen auszutragen. „Der GKV-Spitzenverband hat unlängst erklärt, dass 14 Prozent der Schichten in den Kliniken unterbesetzt sind. In den speziellen Pädiatrien sind es sogar dramatische 26 Prozent. Das dürfen wir nicht hinnehmen.“
Gemeinsame Verlautbarung von Pflege und Kinderärzt*innen
Postel weist auf die in diesem Frühjahr vorgestellte Verlautbarung der Pflegekammer mit der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin hin, wonach künftig Medizinerinnen und Pflege auf Augenhöhe gemeinsam über Aufnahmen, Verlegungen und Entlassungen von Kindern und Jugendlichen entscheiden sollen. „Das Stationsteam der Pflege darf nicht davon überrascht werden, dass ein Arzt spontan ein sauerstoffpflichtiges Kind auf Normalstation aufnimmt“, so Postel. „Es ist also ein wichtiger Baustein, dass die Absprachen zwischen Ärztinnen und Pflegenden besser werden und keine Aufnahme mehr akzeptiert wird, die nicht mit der Pflege abgesprochen ist.“
Impfung gegen RSV könnte zu einer deutlichen Erleichterung in Kinderkliniken führen
Darüber hinaus müsse die Personalsituation grundsätzlich angegangen werden. „Der Versorgungsnotstand an den Kinderkliniken wird im kommenden Jahr noch offensichtlicher werden und sich bis 2030 dramatisch verschärfen. Umso unverständlicher ist, dass sich die verschiedenen Interessengruppen beim Thema RSV-Impfung nicht einigen können“, so Postel. Dabei handele es sich um eine von der STIKO empfohlene Impfung, die in den Kliniken zu einer massiven Entlastung führen würde. „Wir hatten laut STIKO im vergangenen Jahr 22.644 Kinder, die stationär wegen RSV behandelt werden mussten. Diese Zahl ließe sich mit einer Impfung, die von der Kasse übernommen wird, deutlich senken. Das wäre eine gute Nachricht für die Patient*innen und die Pflege.“
Vorschlag: Abschlagszahlungen sollen die Situation der Pflege verbessern
Die Abschlagszahlungen, die Kliniken bei Unterschreitung der Personaluntergrenze entrichten müssen, seien zwar im Grunde niedrig und gehen in Gesamtverhandlungen fast unter, aber könnten dazu beitragen, die Situation der Pflege zu verbessern. „Die Arbeitsgruppe Kinderkrankenpflege innerhalb der Kammer hat vorgeschlagen, diese Einnahmen nicht im System versickern, sondern der Pflege zugutekommen zu lassen“, so Postel. Auch müsse das Anreizsystem bei den Fallpauschalen verändert werden. „Derzeit werden die Kliniken dafür finanziell bestraft, wenn sie die Patient*innen frühzeitig entlassen – diese aber natürlich weiterhin per Back-up betreut werden müssen. Wir verlangen deshalb, dass die untere Grenzverweildauer nicht zu Abschlägen führt“, so Postel.
Ausbildung muss durch systematische Weiterqualifikation ergänzt werden
Nicht zuletzt gelte es, bei der Pflegefachausbildung im Bereich der Kinder- und Jugendmedizin voranzukommen. „Nach der generalistischen Ausbildung braucht es für alle Settings, aber gerade für die Kinderkrankenpflege systematische Weiterqualifikationen. Die Grundausbildung ohne die Reform, das vergessen viele immer noch, kam an ihre Grenze, weil der medizinische Fortschritt und die Arbeitsverdichtung nicht mitgedacht und unsere Ausbildung in Europa ein Sonderweg war. Es braucht ein modernes Baukastensystem zur Weiterqualifikation für die Pflege, welches in der heutigen Zeit für Absolvent*innen der Pflege attraktiv und umsetzbar ist. Bildung schafft hier Sicherheit und Versorgungsqualität.“
Zur Pressemitteilung: https://www.pflegekammer-nrw.de/heisser-herbst-pflegekammer-nrw-fordert-ganzes-massnahmenbuendel-zur-entlastung-der-pflege-in-den-kinderkliniken/
Foto: stock.adobe.com – LIGHTFIELD STUDIOS
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