Österreich: Seniorenbund-Präsidentin fordert 7-Stufenplan und Pflegereform nach dänischem Vorbild

ingrid korosecSeniorenbund-Präsidentin Ingrid Korosec fühlt sich in der heutigen Diskussion um die Zukunft der Pflege erneut von den Forderungen namhafter Hilfsorganisationen wie der Caritas bestätigt. „Alle Expertinnen und Experten sind sich einig: Ein nachhaltiges Pflegesystem kann nur mit einer Finanzierung aus einer Hand und einem Pflegeangebot, das in allen Bundesländern einheitlich ist, realisiert werden. Nur so können wir Angehörige effektiv entlasten!“

Die Finanzierung aus einer Hand sowie ein einheitliches Pflegeangebot in allen Bundesländern sind Teil des 7-Stufenplans zur Pflegereform, den Ingrid Korosec ausgearbeitet hat und Sozialminister Rauch sowie der Bundesregierung vorlegen wird. Dieser Plan sieht neben einem One-Stop-Shop für Pflege auch Verbesserungen im Berufsbild Pflegekraft sowie eine stärkere finanzielle Unterstützung der 24-Stunden-Betreuung vor, indem die bisherige Förderung von 550 Euro statt nur um 90 Euro auf 1100 Euro verdoppelt werden muss.

15a-Verhandlungen jetzt für echte Reform nutzen!

Gleichzeitig fordert Ingrid Korosec die rasche Wiederaufnahme der Verhandlungen zur Pflegereform. Denn gerade jetzt, im Zuge der laufenden 15a-Verhandlungen, müssen die Weichen für eine echte Reform gestellt werden. „Sonst fahren wir die kommenden Jahre wieder auf dem falschen Gleis – und früher oder später gegen die Wand!“, warnt Korosec.

Die Seniorenbund-Präsidentin plädiert auch für ein Umdenken in der Pflege nach dem Vorbild Dänemark. „Wir müssen Selbstständigkeit fördern anstatt die Menschen ins Bett zu pflegen. Dänemark hat es in den 1980er Jahren so gemacht wie wir – dann stand das System fast vor dem Kollaps“, erinnert Korosec. „Die Dänen haben jedoch die 180-Grad-Wende geschafft. Das Ergebnis: Statt 80 nur noch zwölf Prozent aller Pflegebedürftigen leben in Heimen und bei gleichen Kosten pro Kopf wie in Österreich ist das System in Dänemark viel effizienter. Das können wir auch schaffen – das müssen wir auch schaffen!“, so Korosec abschließend.

 

Der 7-Stufenplan zur Reform des Pflegesystems:

  1. One-Stop-Shop für Pflege und Betreuung. „Beratung, Vermittlung und administrative Abwicklung müssen gebündelt werden. Im Idealfall muss die Anforderung einer Heimhilfe so einfach sein, wie eine Reise zu buchen!“ 

  2. Finanzierung aus einer HandWeg von unübersichtlichen und teuren Finanzströmen hin zu einer effizienten und übersichtlichen Finanzierung aus einer Hand! „Die Finanzierung soll nach dem Leistungsprinzip erfolgen: Der Bund soll für die Leistungen zahlen, die die Länder erbringen. Das gewährleistet Klarheit, Einheitlichkeit und Transparenz.“ 

  3. Personaloffensive und Berufsbild „Pflegekraft“ verbessern – nur so werden wir die bis 2030 benötigten 75.000 zusätzlichen Pflegekräfte auch bekommen! „Dazu gehört auch die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, etwa durch höhere Bezahlung und mehr psychosoziale Begleitung für Pflegekräfte.“ 

  4. Ausbau der mobilen Dienste und Prävention: Pflege daheim statt im Heim muss das Paradigma sein! „Die Menschen wollen daheim gepflegt werden, das darf aber nicht auf Angehörige abgewälzt werden!“ 

  5. Professionelle Pflegeangebote müssen in allen Bundesländern gleich sein! „Aktuell hängt es vom Bundesland ab, wie viele Pflegeleistungen durch das Pflegegeld abdeckbar sind. Die Unterschiede zwischen den Bundesländern betragen bis zu 100 Prozent!“ 

  6. 24-Stunden-Betreuung muss besser finanziert werden. „Die Erhöhung der Förderung der 24-Stunden-Betreuung von 550 Euro auf 640 Euro ist zu wenig und deckt nicht einmal die Inflation ab. Es braucht eine Verdoppelung von 550 Euro auf 1100 Euro! Auch der Angehörigenbonus muss verbessert werden: Geltung bereits ab Pflegestufe 3 und die Voraussetzung des „gemeinsamen Haushaltes“ muss fallen!“ 

  7. Digitalisierungsschub bei Gesundheit und Pflege nach nordischen Vorbildern wie Estland oder Finnland. „Es fehlt weiterhin der rechtliche Rahmen für die Digitalisierung im Gesundheits- und Pflegewesen. Dabei würde allein die flächendeckende Einführung der Teleberatung, also zB das Besprechen eines Laborbefundes online oder via Telefon, österreichweit bis zu 1,5 Milliarden Euro einsparen!“

Zur Pressemitteilung: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20230418_OTS0137/korosec-wir-muessen-jetzt-die-weichen-fuer-eine-nachhaltige-pflegereform-stellen

Foto: Ingrid Korosec, Facebook

 

 

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