Primary Nursing – Primäre Pflege. Ein personenbezogenes Pflegesystem

Primary Nursing Primäre Pflegevon Susan Wesel & Marie Manthey

Verlag Hogrefe AG, Bern, 4. Auflage 2024, 245 Seiten, 40,00 €, ISBN 978-3-456-86238-5

 

„Primary Nursing – Ein personenbezogenes Pflegesystem“ von Susan Wesel und Marie Manthey ist die vierte, vollständige Überarbeitung und Erweiterung von Marie Mantheys dritter Auflage aus dem Jahr 2011. Das im Jahr 2024 erschienene Fachbuch legt den Schwerpunkt auf den Praxisbezug und die Implementierung mit Blick auf eine positive Entwicklung des Pflegesystem durch die Durchführung einer beziehungsbasierten Pflege. Das Kapitel der Autorin Maria Mischo-Kelling ergänzt diesen Praxisbezug mit den Kontexten der Forschung und der Bildung. Auf 265 Seiten leistet dieses Fachbuch einen Beitrag dazu, wie das Pflegesystem trotz gegenteiliger Meinungen verändert werden kann. Die „Primäre Pflege“, welche „seit mehr als vier Jahrzehnten überall auf der Welt nicht nur
adäquat, sondern auch in seiner ganzen Schönheit praktiziert wird“
(S. 17), wird mit zahlreichen Anregungen aus dem Pflegealltag hinterlegt. 

Die Herausgeberin Marie Manthey entwickelte das Konzept der „Primary Nursing“. Sie ist eine promovierte Pflegewissenschaftlerin und Pflegemanagerin, sowie Beraterin für die Implementierung des Konzepts der „Primary Nursing“. Die weitere Herausgeberin Susan Wesel ist eine Pflegewissenschaftlerin, -managerin und Dozentin. Die Autorin Maria Mischo-Kelling ist Pflegewissenschaftlerin, promoviert im Bereich der Public Health und aktuell Inhaberin einer Stiftungsprofessur für Theorie und Praxis der klinischen Pflege. 

Das Buch ist in drei Teile aufgebaut. Die Hauptteile I-III beinhalten insgesamt 14 Kapitel. Teil I beschäftigt sich mit der Frage, warum „Primäre Pflege“ benötigt wird, Teil II mit der Vorbereitung und dem Vorgehen der Implementierung der „Primären Pflege“ und Teil III mit erfolgreichen Methoden und Nachhaltigkeitsstrategien. Die Kapitel 4 bis 10 beinhalten je eine Zusammenfassung und Fragen zur Selbstreflexion. Der Anhang umfasst das Literaturverzeichnis und weiterführende Literatur, Autorinnenverzeichnis, angewandte Unterlagen, Fragebögen- und Handlungsempfehlungen sowie ein Sachwortverzeichnis. 

Bei dem personenbezogenen System der „Primary Nursing“, zu Deutsch „Primäre Pflege“, liegt der Fokus auf der Beständigkeit, der Verlässlichkeit der Pflege und der Sicherheit der Pflegeempfänger. Der erste Teil des Buches beschreibt auf ca. 40 Seiten (Kapitel 1 und 2) die Notwendigkeit der „Primären Pflege“ mit Praxisbeispielen als den direkten Weg zu einer besseren Gesundheitsversorgung. Über einen historischen Verlauf wird die Entwicklung der tätigkeits- und der beziehungsbasierten Pflege in der Praxis aufgezeigt und das Auf und Ab ihrer unterschiedlichen Wege dargelegt. Der zweite Teil umfasst die nächsten ca. 90 Seiten des Buches (Kapitel 3 bis 8). Der Fokus liegt auf der Implementierung und der unterstützenden Infrastruktur, die mit den Einstellungen, Führungsmethoden und der Rolle des Managements verbunden sind, sowie den Prinzipien der Primärpflege. Im dritten Teil, welcher ca. 60 Seiten umfasst, sind erfolgreiche Methoden und Nachhaltigkeitsstrategien zu finden (Kapitel 9 bis 12), die Partnerschaften im Pflegeteam ebenso umfassen wie das Prinzip der Delegation. Kapitel 11 (ca. vier Seiten) beschreibt Methoden zur Vertiefung und Weiterentwicklung der primären Pflege. Abschließend werden in Kapitel 12 zunächst die Inhalte des Buches zusammengefasst, um sie dann mit nationalen und internationalen wissenschaftlichen Erkenntnissen in Verbindung zu bringen.

Die Autorinnen präsentieren in ihrem praxisnah gestalteten Buch eine umfassende Darstellung der personenzentrierten Pflege und betonen die entscheidende Bedeutung eines effektiven Management- und Organisationssystems. Praxisbeispiele verdeutlichen, wie eine gut organisierte Pflege nicht nur die Effizienz steigert, sondern auch die Zufriedenheit der Pflegenden und die Qualität der Versorgung verbessert. Durch persönliche Zuordnung und kontinuierliche Zuständigkeit wird eine verlässliche Versorgung gewährleistet. Ein Merkmal des Buches ist die zukunftsorientierte Erläuterung der Implementierung der „Primären Pflege“ mit Blick auf die Nachhaltigkeit. Für eine erfolgreiche Implementierung werden eine visionäre Ausgangsidee, eine gute Infrastruktur und die Mitnahme des Teams als ebenso wichtig erachtet, wie die wissenschaftliche Begleitung inklusive Evaluation. Die Autorinnen machen Mut, bei der Implementierung nicht immer perfekt sein zu müssen und auch Nachbesserungen zu erlauben. Zahlreiche Praxisbeispiele unterstützen eine gelingende Veränderung des Pflegesystems. Zum Schluss wird ein Augenmerk auf die Berücksichtigung wissenschaftlicher Belege und Studien zur Entwicklung der Pflege gelegt und diverse Ansätze zur Gestaltung eines professionellen Praxisumfelds dargestellt. Berücksichtigt wird auch der Einfluss von Ökonomisierung und Akademisierung bei der Umsetzung von „Primärer Pflege“. 

„Primary Nursing – Ein personenbezogenes Pflegesystem“ ist ein informatives, lehrreiches und praxisorientiertes Buch. Es ist angepasst an die aktuellen Herausforderungen und beschreibt alle notwendigen Schritte für die Durchführung einer erfolgreichen Implementierung. Es ist übersichtlich aufgebaut und als Fachbuch sehr zu empfehlen. Zudem haben es die Autoren geschafft, positiv und motivierend sowie gut lesbar zu schreiben. Das Buch ist daher nicht nur eine Möglichkeit für Pflegefachkräfte, sondern auch für Entscheidungsträger im Gesundheitswesen allgemein, die bestrebt sind, nachhaltige Pflegesysteme in ihre Institutionen oder Organisationen zu integrieren. Ein inspirierendes Werk, das nicht nur die Gegenwart, sondern auch die Zukunft der Pflegentwicklung beeinflussen wird.

Eine Rezension von Rita Zöllner

 

 

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