von Sabine Hindrichs (Hrsg.),
M. Ahmann, H.-J. Ahmann, K. Pleus, M. Stöcker, M. Werth
Vincentz Network, Hannover, 2023, 167 Seiten, 49,90€, ISBN 978-3-7486-0635-2
Das neue Personalbemessungsverfahren (kurz PeBeM) für die vollstationäre Pflege wurde am 1. Juli 2023 eingeführt und löste die bisherige Fachkraftquote ab. Bei den Bemühungen zur Stärkung der Pflege und zur Sicherstellung einer angemessenen Versorgung in Pflegeeinrichtungen wird das neue PeBeM als ein wichtiger Schritt diskutiert. Es ist jedoch wichtig, die Vor- und Nachteile sorgfältig abzuwägen und die Umsetzung kontinuierlich zu überwachen. Ein Kritikpunkt ist die vermeintliche Komplexität des neuen Verfahrens verbunden mit der Angst um eine Mangelverwaltung anstelle eines tatsächlichen Personalaufbaus.
„Etwas Kompliziertes verstehbar zu machen […]“ ist deshalb das Ziel des Autor:innenteams dieses Buches.
Die Herausgeberin Sabine Hindrichs, die zusammen mit fünf weiteren Autor:innen die insgesamt sieben Kapitel des Buches verfasst hat, ist freiberuflich tätig als Beraterin in der Langzeitpflege und Pflegesachverständige. Neben ihrer Ausbildung zur Krankenschwester sowie gerontopsychiatrischen Fachkraft hat Sie zahlreiche Weiterbildungen absolviert u. a. zur PDL und QM-Auditorin.
Das erste Kapitel mit neun Seiten dient der Erklärung der Entwicklung des Anteils pflegebedürftiger Menschen mit Verteilung auf den langzeitstationären und ambulanten Bereich sowie des Anteils der Menschen, die durch Angehörige gepflegt werden. Das neue Personalbemessungsverfahren wird dann als Lösung für einen bevorstehenden Pflegekollaps präsentiert.
Mit dem zweiten Kapitel beginnt dann der eigentliche Teil des Buches, dessen Aufbau vergleichbar ist mit einem Theaterstück. Während das zweite Kapitel (fünf Seiten) der Vorstellung der „Bühne“ eines imaginären Pflegeheims sowie den wichtigsten Protagonist:innen dient, wird man beim Lesen der weiteren Kapitel Schritt für Schritt durch die einzelnen Schritte zur Implementierung des neuen PeBeM geführt. Dies geschieht durch die einzelnen Protagonist:innen des imaginären Pflegeheims und soll eine Identifizierung und Praxisnähe herstellen. Den größten Anteil nimmt mit 61 Seiten die Erklärung der einzelnen Bausteine der Personalbemessung ein. Es folgen drei Kapitel mit insgesamt 62 Seiten zu Personalstruktur, Pflegegradmanagement und Arbeitsorganisation. Abschließend wird mit dem letzten Kapitel auf 14 Seiten auf Veränderungen in der Haltungsebene eingegangen.
Das Buch ist großformatig mit dicken Seiten und sehr großen Abbildungen. Es erscheint deshalb der Eindruck, dass dieses Buch mehr für den direkten langzeitstationären Pflegebereich als für den administrativen Bereich gedacht ist. Neben den sehr großen Abbildungen findet man an den äußeren Rändern häufig Symbole, die z. B. auf Download-Möglichkeiten verweisen (Es gibt über 40 Seiten Download-Material im PDF-Format). Die anderen Symbole sind nicht selbsterklärend und werden anfangs nicht erläutert. Das Inhaltsverzeichnis ist angesichts der wenigen Seiten des Buches so detailliert, dass es gleichzeitig als Sachwortverzeichnis dienen kann.
Nicht nur im Klappentext, sondern auch im Vorwort wird auf den Anspruch der Autor:innen hingewiesen, „etwas Kompliziertes verstehbar zu machen“.
Es ist eine kreative Idee, dies mittels einer imaginären Pflegeeinrichtung und den unterschiedlichen Personen durchzuführen. Beim Lesen der Hauptkapitel wird schnell deutlich, dass die Mitarbeiter:innen auf Leitungsebene die einzigen Protagonist:innen sind. Die anderen Mitarbeiter:innen sind nur Namensgeber für Personal unterschiedlicher Qualifikation. Einen kleinen Anteil haben diese jedoch, als sie ihre Sorgen und Ängste bezüglich des neuen PeBeM äußern.
Das Erklären der einzelnen Schritte zur Implementierung in sehr kurzen Absätzen ohne längeren Fließtext hinterlässt manchmal den Eindruck, dass die Erklärungen fast „zu einfach“ erscheinen. Beim Lesen des gesamten Buches (das sich wirklich sehr schnell lesen lässt) sind aber aus Sicht des Rezensenten keine allgemeinen Fragen offengeblieben. Es sollte selbstverständlich sein, dass bei einem Buch in dem Umfang keine detaillierten Betrachtungen möglich sind und es wird auch nicht als Anspruch der Autor:innen genannt.
Das oben erwähnte dritte Kapitel zu den Bausteinen der Personalbemessung ist im Vergleich zu den anderen das Längste, weil hier auf insgesamt 50 Seiten viele verschiedene Tätigkeiten mit Beschreibungen und Qualifikationsniveaus dargestellt werden. Zu jeder Tätigkeit gibt es auch einzelne Abbildungen. Dies macht alles sehr anschaulich, streckt aber Inhalte, die sonst tabellarisch auf wenige Seiten gepasst hätten. Insgesamt ist es bei geübten Leser:innen eher irritierend, dass die Abbildungen so groß gestaltet sind. Teilweise sind Abbildungen irreführend, weil sie z. B. die Protagonist:innen in einer Besprechung zeigen und keinen Mehrwert bieten. Das Buch ist mit 160 Seiten also insgesamt weniger umfangreich als andere Bücher. Der Fokus liegt auf der sehr bildhaften Erklärung und weniger auf umfangreicher Informationsweitergabe.
Einen deutlichen Mehrwert bietet hingegen das umfangreiche Download-Material, weil es nahezu alle Abbildungen aus dem Buch enthält und noch zusätzliche Tabellen etc. liefert, die in den Heimen genutzt werden können. Auch wenn die Dokumente nicht veränderbar sind, kann hier nach Belieben vervielfältigt werden, um dem Team Informationen zukommen zu lassen. Immer wenn auf Download-Material verwiesen wird, ist dies am Rand durch Piktogramme erkennbar. Es gibt weitere Piktogramme, die z. B. auf Briefverkehr oder Prozesse verweisen sollen. Diese sind allerdings nicht vorher erklärt und vereinfachen das Lesen nicht.
Das letzte Kapitel ist abseits der reinen Zahlenlogik und widmet sich dem Umgang mit Sorgen und Ängsten der einzelnen Mitarbeiter:innen in Veränderungsprozessen. Die Erwähnung dieses Themas ist sehr hervorzuheben. Hier wird u. a. mit Abbildungen dargestellt, wie sich einzelne Emotionen in Gesichtern ablesen lassen. Insgesamt wirkt dieses Kapitel allerdings etwas angehängt, auch wenn die einzelnen Protagonist:innen auch hier erwähnt werden.
Insgesamt erfüllt dieses Buch den Anspruch des Autor:innen-Teams: Es macht das Thema der neuen Personalbemessung zu einem immer noch komplexen, aber nachvollziehbaren Vorgang, der in der langzeitstationären Versorgung umgesetzt werden muss. Viele große Abbildungen und die Präsentation in einer Art Theaterstück verleiten auch ungeübte Leser:innen dazu, sich dieses Buch anzuschauen. Ein gewisses Hintergrundwissen z. B. zu Pflegegraden sollte dennoch vorliegen, weil angesichts des Umfangs des Buches nicht detailliert darauf eingegangen werden kann. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem neuen PeBeM findet ebenfalls nicht statt, sondern wird als Lösung vorausgesetzt.
Eine Rezension von Simon Ludwig-Pricha
Studie der Universität für Weiterbildung Krems liefert erste umfassende Analyse von Community Health Nursing in Österreich
Land RLP fördert neues Projekt im Bereich Alternsforschung und Resilienzförderung
„Zielbild Pflege Sachsen 2030“ formuliert
Zeige mir Aktuelles aus der Kategorie...
Den Überblick über die aktuelle Pflegeforschung behalten?
Mit aktuellen Forschungsergebnissen, innovativen Ansätzen und praxisrelevanten Artikeln bietet Ihnen die Fachzeitschrift Pflegewissenschaft wertvolles Wissen für die Pflegepraxis und den wissenschaftlichen Diskurs.
Den Überblick über die
aktuelle Pflegeforschung
behalten?
Mit aktuellen Forschungsergebnissen, innovativen Ansätzen und praxisrelevanten Artikeln bietet Ihnen die Fachzeitschrift Pflegewissenschaft wertvolles Wissen für die Pflegepraxis und den wissenschaftlichen Diskurs.
Den Überblick über die
aktuelle Pflegeforschung
behalten?
Mit aktuellen Forschungsergebnissen, innovativen Ansätzen und praxisrelevanten Artikeln bietet Ihnen die Fachzeitschrift Pflegewissenschaft wertvolles Wissen für die Pflegepraxis und den wissenschaftlichen Diskurs.