Zu Hause...bis zum letzten Atemzug. Betreuung und Pflege in der Familie

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Zu Hause...bis zum letzten Atemzug
Betreuung und Pflege in der Familie

Independently published, 2020, 252 Seiten, 15,64 €, ISBN 979-8-61423-694-6

Das Buch ist ein Erfahrungsbericht des Autors, der seine Mutter 5 Jahre lang bis zu ihrem Tod im 98. Lebensjahr zu Hause gepflegt hat. Eingebettet in eine unterhaltsame Familiengeschichte, in einem Spannungsfeld von lustigen und traurigen Erlebnissen, war die Pflegetätigkeit von diesem Grundsatz geleitet: „Mutter sollte zu Hause alt werden und zu Hause sterben.“ Das Ziel wurde erreicht, aber einfach war es nicht, mit einem kritischen Tiefpunkt, als die Mutter mit 97 Jahren einen Oberschenkelhalsbruch erlitt – oft das Ende, jedenfalls das Ende der Pflege zu Hause. Doch nach 5 Tagen Krankenhausaufenthalt war die Mutter schon wieder zu Hause und konnte kurze Zeit später, nach physiotherapeutischen Übungen und familiärem Einsatz, auch wieder stehen, sogar selbstständig gehen, was Fachleute für unmöglich gehalten haben. So gab es Grund zum Optimismus, das Erreichen des 100. Geburtstags eingeschlossen. Umso überraschender war dann ihr plötzlicher Tod: Sie verstarb, friedlich schlafend, im 98. Lebensjahr, fünf Monate nach dem Oberschenkelhalsbruch. Da ich eigene Erfahrung in der Pflege habe, kann ich die vielen praktischen Ratschläge des Autors nur positiv bewerten. Alle sind hilfreich, aber einer hat mir besonders gut gefallen. Der Autor nennt ihn „Kopf lüften!“ Als Kognitionswissenschaftler erklärt er in allgemein verständlichen Worten und mit konkreten Beispielen, wie man auch im hohen Alter ein Gehirn noch anregen und fit halten kann. Die geistigen Möglichkeiten auch von sehr alten Menschen werden allzu oft unterschätzt, so der Autor. Abgesehen von den sehr persönlich und einfühlsam vermittelten Erfahrungen des Autors, kritisiert er in dem Buch scharf den Verursacher des sog. „Pflegenotstandes“: die Politik. Alles in Allem: Wie wichtig der Schutzraum der Familie ist, zeigt sich wie im Brennglas gerade jetzt, in der Coronazeit. Denn zu Hause, im Kreis der Familie friedlich zu sterben, das ist der Wunsch von Jedem. Das Buch ist ein kurzweiliger und informativer Leitfaden dafür.

Eine Rezension von Ute Heubes