Mörzinger - Ein dritter Ort des Lernens

Mörzinger
 
Mörzinger, G.
Ein dritter Ort des Lernens - Lernbereich Training und Transfer
Ein Leitfaden zur Implementierung des LTT in der Pflegeausbildung
Facultas, Wien, 2018, 126 S., 24,20 €, ISBN 978-3-7089-1700-9

Das Buch „Ein dritter Lernort“ ist zwar aus österreichischer Perspektive und zunächst auch für Österreich geschrieben – erscheint aber gerade auch in der aktuellen Situation der Pflegeausbildung länderübergreifend ausgesprochen relevant. Denn überall dort, wo der Frage nachgegangen wird, wie die Pflegeausbildung für die nachfolgenden Generationen interessant, konkurrenzfähig und qualitativ hochwertig aufgestellt werden kann, wird man sich auch mit Fragen des Lernbereichs Training und Transfer auseinandersetzen müssen. Zur Beantwortung vieler dieser Fragen erscheint der Leitfaden „Ein dritter Ort des Lernens“ von Gudrun Mörzinger eine sehr hilfreiche Orientierung.

Einleitend wird kompakt auf den geschichtlichen Werdegang und auf Definitionsansätze zum dritten Lernort eingegangen. Der Autorin gelingt es hier, auf einem hohen Abstraktionsniveau und unter Bezugnahme auf zahlreiche fundierte Quellen eine verständliche Grundlage zu schaffen – und das sowohl für diejenigen, die sich mit dem Lernbereich Training und Transfer schon auseinander gesetzt haben, als auch für Neulinge in diesem Bereich.

Auch im Hinblick auf die Frage der Messbarkeit von Performanz gelingt Frau Mörzinger eine gute Balance zwischen theoretischer Fundierung und Praxisbezug. So erscheint die in Kapitel 4 rhetorisch gestellte Frage, ob ein dritter Lernort in einer dualen Pflegeausbildung benötigt wird, zwar von vornherein beantwortet – die bis dahin gestaltete Argumentationslinie kann aber für zu führende interne Diskussionen zur Implementation des dritten Lernortes sehr hilfreich sein.

In den nachfolgenden 3 Kapiteln folgen Ausführungen zu den gesetzlichen Rahmensetzungen in Österreich, allgemeinen Rahmenbedingungen für die Konzeption und zahlreichen Aspekte zur konkreten Umsetzung. Hier arbeitet Frau Mörzinger viel mit „Checklisten“, die vom Abstraktionsniveau her einen klaren Bruch zu den vorhergehenden Texten darstellen – andererseits aber auch wiederum zu einem Leitfaden passen. In den umfassenden Auflistungen dieser Kapitel finden Interessierte sicher sehr viele ausgesprochen hilfreiche Hinweise zur Konkretisierung.

Die letzten beiden Kapitel knüpfen wieder an das Abstraktionsniveau des ersten Teils an und beleuchten in der gebotenen Kürze eines Leitfadens die durchaus bereits gut bekannten Methoden des Cognitive-Apprenticeship, des Skills-Trainings und des Problem Based Learnings. Abschließend findet man noch ausgiebige Ausführungen zur Simulation. Insbesondere im Hinblick auf die OCSE (Objective Structured Clinical Examination) gelingt es Frau Mörzinger gut, Vor- und Nachteile objektiv und unter Zuhilfenahme fundierter Quellen und Studien kompakt zusammen zu fassen. Durch diese Darstellungsform werden dem*der Leser*in noch einmal gebündelt viele Gedankenimpulse gegeben, die den fachlichen Diskurs vor Ort befördern können.

Das Buch „Ein dritter Ort des Lernens“ ist insgesamt ein fundierter Leitfaden, der eine wichtige Ausgangsbasis sein kann, sowohl für anschließende theoretische Vertiefungen als auch für konkrete Gedanken zur Implementierung. Wer sich mit dem Gedanken der Implementierung eines dritten Lernorts trägt, findet auf den 112 Seiten kompakt wesentliche Informationen zur Konzepterstellung.

Eine Rezension von Prof. Anke Fesenfeld