Dementia Care Sensitive Demands

 Demenz
 
Klaus Pöschel, K. und S. Spannhorst
Dementia Care Sensitive Demands
Soziale, medizinische und pflegerische Bedarfslagen von Menschen mit Demenz
Springer Fachmedien, Wiesbaden, 2018, 244 S., 59,99 €, ISBN 978-3658236182

Infolge des demografischen Wandels und der gestiegenen Lebenserwartung in Deutschland müssen zunehmend mehr ältere und hochaltrige Menschen mit Demenz in gerontopsychiatrischen Kliniken und ambulanten Einrichtungen versorgt werden. Dies stellt aufgrund der erforderlichen intensiven Behandlung eine enorme Herausforderung für die Mitarbeiter der ambulanten und klinischen Einrichtungen dar. Eine Möglichkeit zur Verbesserung der Situation, insbesondere in der Schnittstelle zwischen der ambulanten und stationären Versorgung von Menschen mit Demenz, ist die intensive Zusammenarbeit aller beteiligter Akteure. Die Rahmenbedingungen in den Kliniken sind teilweise nur unzureichend auf die Multiprofessionalität und die Bedürfnisse und Problemlagen von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen ausgerichtet. Eine erhöhte Sensibilität für die Bedürfnisse dementer Menschen, Kenntnisse und Erfahrungen im Umgang mit praxisorientierten Lösungsansätzen und Konzepten sowie eine multiprofessionelle Zusammenarbeit aller beteiligten Berufsgruppen, der Ärzte Gesundheitsberufe sind daher unverzichtbar.

Die Versorgung von Menschen mit Demenz kann nur verbessert werden, indem der Blick auf das Phänomen Demenz aus der Perspektive Medizin und Pflegemanagement erweitert wird. Deshalb treten das Autorenteam, der gerontopsychiatrische Oberarzt Dr. Stefan Spannhorst und der Pflegemanager Dr. Klaus Pöschel, im Rahmen einer Masterarbeit im Studiengang „ Versorgung von Menschen mit Demenz“ an der Universität Witten/Herdecke an, um mittels einer multimethodisch angelegten Studie die verschiedenen Einflussfaktoren auf die interprofessionelle medizinische und pflegerische Versorgung von Menschen mit Demenz, die Einweisungsgründe und nachklinische Betreuungssituation zu erfassen und abzubilden.

Die Autoren stellen die Studie, welche eine umfangreiche Analyse von Behandlungsdokumenten gerontopsychiatrischer Patienten, Experteninterviews sowie eine Befragung von einweisenden Hausärzten umfasst, in dem 215-seitigen Buch in 11 Kapiteln ausführlich vor. Der Schwerpunkt liegt auf der der sozialen, pflegerischen und medizinischen Bedarfslage in einem Konglomerat der medizinischen und pflegerischen Perspektive, an der ambulant/stationären Schnittstelle. Diese verschiedenen Aspekte bilden in ihrer Komplexität das Konzept der Dementia Care Sensitive Demands. Dieses Konzept kann Akteuren verschiedener Berufe, die an der Versorgung von Menschen mit Demenz beteiligt sind, eine strukturierte Analyse der Bedarfe und ihres komplexen Zusammenwirkens ermöglichen und eine multiprofessionelle Zusammenarbeit anregen.

Im Sinne des Qualitätsmanagements stellen die Autoren die DSCD (Dementia Care Sensitive Demands Kriterien) als ein systematisches klinikinternes Screening zur Präzisierung der spezifischen Bedarfe von kognitiv eingeschränkten Personen vor. Auf Grundlage dieser berufsgruppenübergreifenden Informationsgrundlage können dann multiprofessionelle Versorgungsstrategien abgeleitet werden. Die Besonderheit dieser Forschungsstudie liegt darin, dass multiprofessionelle Ansätze für die Versorgung von Menschen mit Demenz aufgezeigt werden. Medizin und die Pflege- bzw. Gesundheitswissenschaften als Disziplinen einerseits sowie Arzt- und Gesundheitsberufe in der beruflichen Praxis andrerseits werden so aufgefordert, anstehende komplexe Probleme in der Gesundheitsversorgung gemeinsam zu erforschen, zu lösen, und umzusetzen.

Diese sehr spannende und interessante Publikation ist ein wichtiger Baustein, um die Diskussion über eine zukünftige multiprofessionelle oder auch interprofessionelle interaktive Zusammenarbeit von Gesundheits- und Sozialberufen anzuregen und zu vertiefen, gemeinsam komplexe Versorgungsprobleme zu lösen oder Leistungen bereitzustellen. Das Thema wird damit stärker in den Fokus der aktuellen Entwicklung im Gesundheitssektor gerückt, um bei den politischen und ökonomischen Entscheidungsträgern präsenter zu werden und engagierte Akteure im Gesundheitswesen in ihren Bemühungen um eine Zusammenarbeit der Berufsgruppen zugunsten der leidenden, chronisch kranken und multimorbiden, kognitiv eingeschränkten Menschen, deren Interessen im Mittelpunkt der Aktionen stehen, zu unterstützen.

Eine Rezension von Prof. Dr. Ulrike Morgenstern