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„Zielbild Pflege Sachsen 2030“ formuliert

Die Landesverbände der Pflegekassen in Sachsen, die Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Sachsen sowie private Leistungserbringerverbände in der Pflege haben Anfang Dezember im Rahmen einer Pressekonferenz ein wegweisendes Impulspapier präsentiert. Das „Zielbild Pflege Sachsen 2030“ bietet der neuen Landesregierung und den Abgeordneten des Sächsischen Landtags konkrete Handlungsempfehlungen, um die Pflege im Freistaat zukunftsfähig zu gestalten und den Herausforderungen einer alternden Gesellschaft mit schrumpfenden Pflegekapazitäten zu begegnen.

Die Pflegelandschaft in Sachsen steht aufgrund des demografischen Wandels und des Fachkräftebedarfs vor erheblichen Herausforderungen. Um eine zukunftssichere Versorgung zu gewährleisten, sind neue Ansätze erforderlich, die die Gesundheit fördern, Pflegebedürftigkeit hinauszögern und tragfähige Netzwerke aufbauen. Mit dem „Zielbild Pflege Sachsen 2030“ setzen die Akteure der Pflege auf innovative und nachhaltige Lösungen. Das Impulspapier verfolgt das Ziel, eine qualitativ hochwertige Pflegeversorgung zu schaffen, die wirtschaftlich tragfähig, gut vernetzt und bürgerorientiert ist. Die Partner betonen: Nur durch eine gemeinsame Anstrengung aller Beteiligten und gezielte Unterstützung seitens des Freistaats Sachsen kann eine zukunftsfähige Pflege gewährleistet werden.

Gesundheits- und Pflegekompetenz stärken

Das Impulspapier hebt die Notwendigkeit hervor, die Gesundheits- und Pflegekompetenz der sächsischen Bevölkerung durch einen frühzeitigen Zugang zu Beratungs- und Informationsangeboten zu stärken. Zudem wird betont, wie wichtig es ist, die Eigeninitiative von An- und Zugehörigen sowie Betroffenen zu fördern, damit diese frühzeitig unterstützt werden, eigene Versorgungsnetzwerke aufzubauen.

Digitalisierung ausbauen und vernetzen

Auch die Digitalisierung nimmt eine zentrale Rolle in der Weiterentwicklung der sächsischen Pflegestrukturen ein. Der Einsatz telepflegerischer Anwendungen und moderner Assistenzsysteme, insbesondere im ländlichen Raum, kann die Pflege zu Hause erleichtern und die Selbstständigkeit pflegebedürftiger Menschen fördern. Darüber hinaus sind digitalisierte Kommunikations- und Dokumentationsprozesse entscheidend, um Pflegekräfte zu entlasten und Abläufe effizienter zu gestalten.

Entlastung von Pflegebedürftigen

Ein weiteres zentrales Thema der Zielbildakteure ist die finanzielle Entlastung von Pflegebedürftigen im häuslichen und stationären Bereich. Das Papier schlägt unter anderem ein Investitionsprogramm in Höhe von jährlich 100 Millionen Euro vor, um den Neubau und die Sanierung von Pflegeeinrichtungen zu fördern. Dadurch könnten die Eigenanteile der Betroffenen begrenzt und die finanziellen Belastungen spürbar reduziert werden.

Fachkräfte gewinnen und sichern

Darüber hinaus befasst sich das Papier mit der Sicherstellung des Pflegefachkräftemangels. Es werden Maßnahmen empfohlen, um Ausbildungsabbrüche zu verringern und die beschleunigte Anerkennung ausländischer Abschlüsse voranzutreiben, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Rahmenbedingungen schaffen

Um eine solide Grundlage für die Umsetzung der Ziele zu schaffen, ist es notwendig, die Vernetzung und sektorenübergreifende Zusammenarbeit zu stärken sowie klare Rahmenbedingungen für eine leistungsfähige, wirtschaftliche und bedarfsgerechte Pflege zu etablieren. Darüber hinaus empfehlen die Partner die Einführung einer jährlichen Landes-Pflege-Konferenz, die als zentrale Plattform für die Vernetzung und Abstimmung aller Akteure in der Pflege dienen soll.

Statements der Zielbildakteure (alphabetisch)

David Eckardt, Vorsitzender der Liga der Freien Wohlfahrtpflege Sachsen: „Die Sicherstellung der pflegerischen Versorgung und des Personals stellt Sachsen vor besondere Herausforderungen – nicht zuletzt wegen des hohen Anteils älterer Menschen. Das Zielbild Pflege 2030 wurde gemeinsam mit allen Akteuren erarbeitet und bildet einen wichtigen Rahmen, um Verbesserungen für Pflegebedürftige und Pflegekräfte zu erreichen. Entscheidend ist, dass alle Beteiligten weiterhin an einem Strang ziehen und im Dialog bleiben. Nur gemeinsam können wir zukunftsfähige Versorgungsstrukturen schaffen. Die Liga der Freien Wohlfahrtspflege wird diesen Prozess auch in Zukunft aktiv und lösungsorientiert unterstützen.“

Silke Heinke, Leiterin der vdek-Landesvertretung Sachsen: „30 Jahre nach Einführung der Sozialen Pflegeversicherung werden jetzt die Weichen für eine zukunftssichere Weiterentwicklung der pflegerischen Versorgung im Freistaat Sachsen gestellt. Angesichts der demografischen Entwicklung (mit immer mehr Pflegebedürftigen und zugleich weniger Pflegepersonal) ist es zentral, die Gesundheits- und Pflegekompetenz der sächsischen Bevölkerung zu stärken sowie durch Präventions- und Gesundheitsförderungsangebote dafür zu sorgen, dass Pflegebedürftige möglichst lange, selbstbestimmt und aktiv in ihrem gewohnten Umfeld leben können.“

Frank Hippler, Vorstandsvorsitzender der IKK classic: „Gemeinsam müssen wir die Pflege in Sachsen zukunftsorientiert und nachhaltig ausrichten. Dabei ist es unerlässlich, dass professionell Pflegende unterstützt sowie die Eigenverantwortung eines jeden Einzelnen inklusive des sozialen Umfeldes und die Pflegeprävention gestärkt werden. Professionelle Pflege muss zielgenauer und effizienter passieren und niederschwellige Angebote regional koordiniert und gestärkt werden. Der Freistaat Sachsen trägt hierbei eine große Verantwortung. Die IKK classic spricht sich für innovative Versorgungsmodelle mit gezielten, vernetzten Angeboten aus, die ehrenamtliche und niedrigschwellige Versorgungsstrukturen einbeziehen. Ein digitaler Rahmen für die sektorenübergreifende Zusammenarbeit wird die Pflege und Unterstützung pflegebedürftiger Menschen zusätzlich deutlich verbessern und effizienter gestalten.“

Alexander Krauß, Leiter der TK-Landesvertretung Sachsen: „Pflege muss für alle bezahlbar bleiben! Der Freistaat Sachsen kann für die Erreichung dieses Ziels einen relevanten Beitrag leisten, indem er bei den Investitionskosten entlastet und hierfür 100 Mio. Euro in den Haushalt einstellt. Dies wäre eine wirkungsvolle und spürbare Hilfe für Pflegebedürftige.“

Rainer Striebel, Vorstandsvorsitzender der AOK PLUS: „Gemeinsam arbeiten die Akteure in der Pflege an der zukunftsfähigen Pflegeversorgung in Sachsen. Durch vernetzte Strukturen und digitale Lösungen wie Telemedizin und Telekonsile werden Ressourcen gebündelt und die Zusammenarbeit verbessert. Eine gut abgestimmte digitale Infrastruktur, die sowohl den Bedürfnissen der Menschen als auch der professionellen Pflege- und Medizinakteure gerecht wird, ist dafür unerlässlich. Wir unterstützen die die sektorenübergreifende Zusammenarbeit und digitale Innovationen, um eine qualitativ hochwertige, am Menschen und Bedarf orientierte Pflege in Sachsen sicherzustellen. Dabei werden wir uns weiterhin als Brückenbauer und Partner aktiv in den Prozess der Weiterentwicklung einbringen.“

Stefan Wandel, Leiter der Landesvertretung Sachsen der DAK-Gesundheit: „Die kommenden Jahre sind entscheidend, um unser Pflegesystem zukunftsfähig zu machen. Dafür braucht es zwingend neue Konzepte zur Versorgung und Finanzierung. Diese können wir nur gemeinsam entwickeln, wobei auch die künftige Landesregierung in der Pflicht steht. Denn mit der ständig älter werdenden Bevölkerung wächst der Bedarf und die gesamtgesellschaftliche Verantwortung. Die Übernahme der Investitionskosten wäre ein erster wichtiger Schritt.“

Monika Welfens, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Sachsen: „Pflegebedürftige Menschen benötigen eine kontinuierliche Unterstützung, egal ob sie im Krankenhaus versorgt werden, in voll- und teilstationären Pflegeeinrichtungen, Reha-Kliniken, regionalen Versorgungszentren, in neuen Wohnformen oder zu Hause. Der Übergang von einem Setting in das andere darf nicht zu Versorgungsbrüchen führen. Deshalb muss die medizinische und pflegerische Versorgung vernetzt und über die Sektoren hinweg organisiert werden. Für eine Planung und Verantwortung der regionalen Pflegekapazitäten ist daher eine Pflegebedarfs- und -strukturplanung in Sachsen dringend erforderlich.“

Thorsten Zöfeld, Leiter der Knappschaft-Regionaldirektion Chemnitz: „Die Bewältigung der vor uns stehenden Herausforderungen kann nur gemeinsam gelingen. Neben der Stärkung der professionellen Pflege braucht es belastbare Strukturen zur Unterstützung der pflegenden Angehörigen. Mehr noch: In unserer Gesellschaft des langen Lebens sind Strategien und Konzepte, um Zeiten der Pflegebedürftigkeit zu begrenzen oder gar zu vermeiden, dringender gefragt denn je. Hier bedarf es eines politischen und gesellschaftlichen Umdenkens, um Prävention in der Pflege einen höheren Stellenwert einzuräumen und damit eine nachhaltige Pflegekultur zu schaffen."


Zur Pressemitteilung: https://www.vdek.com/LVen/SAC/Presse/Pressemitteilungen/2024/zielbild-pflege.html

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