Elisabeth Potzmann vom Österreichischen Gesundheits- & Krankenpflegeverband unterstützte wie Silvia Rosoli die Einstufung der Pflegearbeit als Schwerarbeit. Sie forderte eine Harmonisierung der Personalausstattung zwischen den Bundesländern und betonte die Notwendigkeit, gut ausgebildeten Pflegekräften mehr Verantwortung zu übertragen. Potzmann kritisierte, dass gesetzliche Bestimmungen die Befugnisse der Pflegekräfte einschränken würden, indem sie anführte, dass eine Smartwatch mehr Kompetenzen habe als eine ausgebildete Pflegekraft. Um dem Pflegekräftemangel entgegenzuwirken, lobte sie zwar die Fortschritte in der Ausbildung, plädierte jedoch für eine Strukturreform mit einer Neuausrichtung der Leistungen.
Abgeordnete fragen Expert:innen nach empfohlenen Maßnahmen
Ernst Gödl und Michael Hammer von der ÖVP betonten, dass in der letzten Gesetzgebungsperiode bedeutende Fortschritte erzielt wurden. Hammer erkundigte sich bei Elisabeth Anselm, wie die durchgeführten Maßnahmen in der Praxis angenommen wurden. Anselm berichtete, dass die Erhöhung der Entgelte, die Ausweitung der Kompetenzen und die Offensive in der Ausbildung positiv aufgenommen wurden. Gödl fragte Anselm nach Empfehlungen zur Reduktion der Bürokratie im Pflegebereich. Sie betonte, dass eine verstärkte Nutzung der Digitalisierung und der Zugang zu relevanten Daten der Pflegekräfte sehr helfen würden. Auf die Frage nach der Stärkung der Pflege zuhause hin wies Anselm auf Unterstützungsangebote für pflegende Angehörige und die Entwicklung neuer Wohnformen hin.
Gabriele Heinisch-Hosek von der SPÖ richtete an alle fünf Expert/innen die Frage, welche drei Maßnahmen sie sofort umsetzen würden, wenn sie die Entscheidungsgewalt hätten. Silvia Rosoli bekräftigte ihre Forderungen nach mehr Personal, einer effektiven Personaleinsatzplanung und stabilen Dienstplänen mit verbindlichen Personalvorgaben. Helmut Lutz sprach sich für eine Vereinfachung der Nostrifikationsverfahren und eine verstärkte Förderung der mobilen Pflege im häuslichen Umfeld aus. Katharina Meichenitsch betonte die Bedeutung von Prävention, verstärkter Zusammenarbeit und der Erhöhung der Bekanntheit von Unterstützungsangeboten für pflegende Angehörige. Elisabeth Potzmann wünschte sich eine Ausweitung der Befugnisse für Pflegekräfte, eine verbesserte Gesundheitsförderung und eine umfassende Strukturreform. Elisabeth Anselm berichtete, dass Pflegekräfte in Bezug auf ihre dringendsten Bedürfnisse immer wieder auf die Notwendigkeit von mehr Kolleg/innen hinweisen.
Weitere Themen: Schwerarbeitspension, Finanzierung und Daten zu Pflege
Christian Drobits wollte von Elisabeth Potzmann wissen, welche Änderungen für einen besseren Zugang von Pflegekräften zur Schwerarbeitspension notwendig seien. Sie würde sich wünschen, dass Stunden und nicht Tage zur Berechnung herangezogen werden, sagte die Expertin.
Auch Heike Grebien (Grüne) hatte sich nach ihrer Meinung zur Schwerarbeitspension erkundigt und gefragt, ob es nicht besser wäre, Altersteilzeit zu forcieren. Sie hätte gerne beides, antwortete Potzmann. Ralph Schallmeiner (Grüne) fragte Helmut Lutz, ob eine verstärkte Förderung von 24-Stunden-Betreuung eine Maßnahme zur Entlastung von pflegenden Angehörigen sein könne, was dieser bejahte.
Christian Ragger von der FPÖ sprach unter anderem über die Finanzierung der Pflege. Er kritisierte, dass aufgrund der verschiedenen Geldquellen von Bund, Ländern, Gemeinden und der EU ein unkoordiniertes Durcheinander bestehe. Silvia Rosoli von der Arbeiterkammer Wien hingegen befürwortete eine Bündelung dieser Finanzströme, die sie teilweise bereits durch den Pflegefonds realisiert sieht. Ragger richtete die Frage an Elisabeth Potzmann, wie sie zur Akademisierung der Pflege stehe. Potzmann entkräftete daraufhin die Vorstellung, dass eine Akademisierung negative Auswirkungen habe.
Fiona Fiedler von den NEOS zeigte ein besonderes Interesse an Daten. Von Silvia Rosoli wollte sie erfahren, wie die Karrierepfade von Pflegekräften aussehen, die oft nur kurz im Beruf bleiben. Rosoli erklärte, dass junge Menschen nach der Ausbildung meist in Krankenhäuser gehen und erst mit zunehmender Berufserfahrung in die Langzeitpflege wechseln. Sie betonte jedoch, dass es keine validen Daten dazu gebe, da Berufsangehörige solche Änderungen selbst melden müssten. Katharina Meichenitsch bat Fiedler um ihre Einschätzung bezüglich eines bundesweiten Entfalls von Studiengebühren im Pflegebereich. Meichenitsch erklärte, dass durch den Pflegefonds bereits jetzt die Möglichkeit bestehe, dass Länder Gelder zur Förderung von Ausbildungen verwenden könnten.
Zur Pressemitteilung: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20240627_OTS0237/expertinnen-fuer-mehr-personal-in-der-pflege?utm_source=2024-06-27&utm_medium=email&utm_content=html&utm_campaign=mailaboeinzel
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