Foto: Wolfgang Konias (Referent am Gesundheitsministerium), Prof. Dr. Horst Kunhardt, Alexandra Glufke, Benjamin Schondorf (Referent Ministerium) und Prof. Dr. Christian Rester (c) THD
Forschungsprojekt DeinHaus4.0 erfolgreich zu Ende gebracht
Am 12. November fand die Abschlussveranstaltung des Forschungsprojekts „DeinHaus4.0 Niederbayern – Länger leben Zuhause“ mit einer bürgernahen Präsentation in der Deggendorfer Land-Au statt. Über einen Gesamtzeitraum von mehr als sechs Jahren beteiligte die Technische Hochschule Deggendorf (THD) 75 Haushalte – überwiegend in Niederbayern – für jeweils neun Monate an dem Projekt. Unter der Leitung der THD-Professoren Horst Kunhardt, Christian Rester und Wolfgang Dorner sowie der Projektkoordinatorin Alexandra Glufke wurde eindrucksvoll demonstriert, wie smarte, digitale Technologien ältere Menschen und Menschen mit Beeinträchtigungen sowohl im eigenen Zuhause als auch in Pflegeeinrichtungen effektiv unterstützen können.
Mehr als 60 Gäste, darunter Landrat Bernd Sibler, Vertreter des Ministeriums für Gesundheit, Pflege und Prävention, der AOK sowie Teilnehmende aus den beteiligten Haushalten, nahmen an der feierlichen Abschlussveranstaltung des Forschungsprojekts teil und würdigten dessen Ergebnisse sowie gesellschaftlichen Beitrag.
Tatsächlich wurde mit großen Zahlen jongliert, in der Land-Au. Rund fünf Mio. Euro haben Freistaat (4,5 Mio. Euro) und Hochschule in das Forschungsprojekt DeinHaus4.0 Niederbayern investiert. „Gut angelegtes Geld angesichts einer immer älter werdenden Gesellschaft und einem sich rasant verschärfenden Mangel an Pflegekräften“, wie Studienleiter Kunhardt meinte. Denn zukunftsorientierte technische Lösungen seien immer wichtiger, um ältere Menschen und Pflegekräfte zu unterstützen, Arbeit zu erleichtern und Sicherheit zu gewährleisten. Im Rahmen des Projekts wurden dazu in 75 Studienhaushalten insgesamt 1.026 Sensoren installiert. Diese erfassten sowohl personenbezogene Daten wie Blutdruck, Schlafqualität und Sturzereignisse als auch haushaltsbezogene Parameter wie CO2-Gehalt, Wasserverbrauch, Temperatur sowie Fenster- und Türbewegungen. Aus den erhobenen Daten entstanden über 30 Millionen Datensätze, die in die wissenschaftlichen Analysen einflossen. Die Ergebnisse belegen, dass digitale Technologien einen signifikanten Beitrag dazu leisten können, älteren Menschen ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen – eine Einschätzung, die auch von den beteiligten Haushalten vor Ort bestätigt wurde. Die Deggendorferin Ingeborg Reitzig und ihr Mann Waldemar würden jederzeit wieder bei so einem Projekt mitmachen: „Wir sind durch den Umgang mit der Technik viel achtsamer mit uns selbst geworden und haben viel über uns gelernt.“ Die Überwachung durch die Sensoren habe ihnen Sicherheit gegeben, überwacht im negativen Sinne hätten sich die beiden nie gefühlt. Da stimmte auch Andrea Siedenhans zu, die sich selbst als grundsätzlich misstrauisch in Sachen Datenschutz beschrieb: „Es war ja ein wissenschaftliches Interesse hinter dieser Sache und kein kommerzielles.“ Auch Siedenhans würde erneut mitmachen oder es anderen weiterempfehlen, sich mit diesem Thema aktiv auseinanderzusetzen.
Der Nutzen der heimischen Digitalisierung entfaltet sich vollständig nur dann, wenn die erfassten Daten in ein integriertes, digital vernetztes Gesundheitssystem eingebunden werden. Ein solches System sollte Angehörige, Hausärzte und gegebenenfalls Pflegedienste einbeziehen, um die Daten effektiv nutzbar zu machen. Ziel ist es, durch diese Vernetzung sowohl Sicherheit zu gewährleisten als auch im Ernstfall schnell angemessene medizinische oder pflegerische Maßnahmen zu ermöglichen. Diese Erwartung teilen sowohl die teilnehmenden Haushalte als auch das Forschungsteam.
„Aus dem Projekt DeinHaus4.0 Niederbayern sind insgesamt sieben Mustereinrichtungen bzw. Labore hervorgegangen. Etwa 120 Führungen fanden dort statt, knapp 4.600 interessierte Bürgerinnen und Bürger konnten erreicht werden“, berichtete Projektkoordinatorin Glufke. Die Relevanz und Brisanz der Studie ergebe sich schon daraus, dass aktuell 54 Prozent der Senioren in Deutschland im Wohneigentum leben. Bereits in wenigen Jahren, wenn die Baby-Boomer in Rente gehen, wird die Zahl noch deutlich nach oben schnellen. „Deshalb ist das Zusammenführen von kommunalen Initiativen zur Kompensation von Hausärztemangel in Verbindung mit Vernetzung, Telemedizin und Wohnungspolitik ein dringendes Gebot für Bund, Länder und Kommunen“, so Prof. Kunhardt. Die Verantwortung liege nun bei den Entscheidungsträgern, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass ältere Menschen so lange wie möglich eigenständig in ihren eigenen vier Wänden leben können – auch bei gesundheitlichen Einschränkungen. Denn der Wunsch, selbstbestimmt im eigenen Zuhause zu bleiben, sei ein zentrales Anliegen der älteren Bevölkerung in Deutschland. Das Projekt DeinHaus4.0 habe hierzu wertvolle wissenschaftliche Erkenntnisse und praxisnahe Lösungsansätze geliefert. Die nächste Herausforderung bestehe darin, diese Forschungsergebnisse konsequent in den Alltag der Menschen zu überführen.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Horst Kunhardt
Fakultät Angewandte Gesundheitswissenschaften
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Prof. Dr. Christian Rester
Fakultät Angewandte Gesundheitswissenschaften
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Zur Pressemitteilung: https://www.th-deg.de/de/Presseartikel?id=22164583
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