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Kölner Pflegewissenschaftler für Studie zu Schlafstörungen bei Menschen mit Demenz ausgezeichnet
Das Institut für Pflegewissenschaft der Universität zu Köln hat für seine Studie zur Reduktion von Schlafproblemen bei Menschen mit Demenz in Pflegeheimen den renommierten Theo und Friedl Schöller-Preis 2024 erhalten. Der Preis, der jährlich vom Klinikum Nürnberg in Zusammenarbeit mit der Theo und Friedl Schöller-Stiftung vergeben wird, würdigt innovative Forschungsarbeiten zur Verbesserung der Versorgung älterer Menschen und ist mit 20.000 Euro die höchstdotierte Auszeichnung in der deutschen Altersmedizin. Neben dem Kölner Projekt wurde in diesem Jahr auch ein Forschungsprojekt des Universitätsklinikums Marien Hospital Herne ausgezeichnet.
Die feierliche Verleihung fand am 18. Oktober 2024 in Nürnberg statt. Die prämierte Kölner Studie wurde bereits im Januar 2024 unter dem Titel „Intervention for sleep problems in nursing home residents with dementia: a cluster-randomized study“ in der Fachzeitschrift International Psychogeriatrics veröffentlicht.
Schlafförderung ohne Medikamente
Menschen mit Demenz in stationären Pflegeeinrichtungen sind häufig von Schlafproblemen betroffen – etwa jede/r Fünfte leidet darunter, was oft weitere gesundheitliche Folgen nach sich zieht. Aktuelle Übersichtsarbeiten belegen, dass bisher keine wirksamen Medikamente zur Behandlung dieser Schlafprobleme verfügbar sind. Die in Nürnberg ausgezeichnete Studie, eine standortübergreifende Forschung unter Leitung des Instituts für Pflegewissenschaft an der Universität zu Köln, widmet sich daher einer innovativen, nicht-pharmakologischen Intervention. Ziel der Untersuchung war es, die Wirksamkeit dieser neu entwickelten, komplexen Schlafförderungsmaßnahme zur Prävention und Reduktion von Schlafproblemen bei Menschen mit Demenz in der Langzeitpflege zu untersuchen.
Schlafstörungen, wie Ein- und Durchschlafprobleme sowie nächtliche Unruhe, sind häufige Symptome im Verlauf einer Demenz. Oft ist das Zeitgefühl der Betroffenen beeinträchtigt, was zu einer Verschiebung des Tag-Nacht-Rhythmus führt. Zusätzlich können Medikamente, Ängste, ein ausgeprägter Bewegungsdrang oder schlafhemmende Routinen in den Pflegeeinrichtungen die Schlafqualität weiter verschlechtern. Die Schlafförderung gewinnt daher für die Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz zunehmend an Bedeutung und ist ein zentraler Bestandteil einer ganzheitlichen Versorgungsstrategie. „Häufig werden Medikamente wie Schlafmittel und Psychopharmaka eingesetzt, die jedoch größtenteils unwirksam, ja sogar schädlich sind. Darum braucht es dringend Maßnahmen, die direkt bei den Bedürfnissen der Menschen mit Demenz ansetzen und schlaffördernde Konzepte in den Einrichtungen selbst schaffen“, erklärt Dr. Martin Dichter, der Erstautor der Studie.
Die Studie wurde im Rahmen des Projekts MoNoPol-Sleep („Nicht-pharmakologische Schlafförderung von Menschen mit Demenz in der stationären Langzeitpflege“) durchgeführt, das von 2018 bis 2022 durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wurde. MoNoPol-Sleep vereint Expert/innen der Universität zu Köln, der Universität zu Lübeck, der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sowie des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen.
Anteil der Menschen mit Demenz mit Schlafproblemen sank um 25 Prozent
Die Wirksamkeit des entwickelten Konzepts wurde in einer randomisierten kontrollierten Studie nachgewiesen. 24 Pflegeeinrichtungen aus Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt wurden zufällig in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe implementierte ein gezieltes Interventionsprogramm, das eine Analyse des Schlafmilieus in jeder Einrichtung, die Einführung von „Schlafbeauftragten“ sowie Schulungs- und Informationsmaterial umfasste. In Workshops hatten die Pflegenden die Möglichkeit, spezifische Fälle zu besprechen und ein individuell angepasstes Schlafförderungskonzept für ihre Einrichtung zu entwickeln. Die Vergleichsgruppe erhielt keine Interventionen. Insgesamt nahmen 191 Menschen mit Demenz an der Studie teil.
Die Gruppe mit dem Maßnahmenpaket zeigte nach vier Monaten erheblich weniger Schlafprobleme. Pflegewissenschaftler Martin Dichter fasst zusammen: „Durch unser Programm reduzierte sich der Anteil an Menschen mit Schlafproblemen um etwa 25 Prozent. Der bessere Schlaf wirkte sich im Verlauf auch positiv auf die Leistungsfähigkeit, Gesundheit und Wohlbefinden der Menschen mit Demenz aus.“ Das Konzept der Studie, auch als „MoNoPoL-Sleep Intervention“ bekannt, soll nun in einer Folgestudie weiterentwickelt und an einer größeren Stichprobe weiter untersucht werden.
„Die beiden Preisträger-Arbeiten dieses Jahres sind von herausragender wissenschaftlicher Qualität und Originalität“, sagt Professor Dr. Thomas Hillemacher, Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats für den Schöller-Preis und Leiter der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Klinikum Nürnberg. Unter 14 Bewerbungen hätten die beiden prämierten Studien außerdem wegen ihrer hohen gesellschaftlichen Relevanz und der guten Umsetzbarkeit ihrer Ansätze im Alltag punkten können.
Das Institut für Pflegewissenschaft der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln unter Leitung von Professor Dr. Sascha Köpke und Dr. Martin Dichter wurde 2020 gegründet und ist eine der ersten universitären Einrichtungen ihrer Art. Das Institut ist in Forschung und Lehre der Weiterentwicklung der Pflegepraxis verpflichtet. Im Mittelpunkt der Forschung am Institut für Pflegewissenschaft steht die sogenannte klinische Pflegeforschung. Die Studie im Rahmen von MoNoPol-Sleep ist ein Beispiel für diese Forschung, bei der es stets um die Verbesserung der pflegerischen Versorgung für Menschen mit Pflegebedarf geht.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr. Martin Dichter
Institut für Pflegewissenschaft der Universität zu Köln
+49 221 478 34640
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Zur Pressemitteilung: https://portal.uni-koeln.de/universitaet/aktuell/presseinformationen/detail/koelner-pflegewissenschaftler-fuer-studie-zu-schlafstoerungen-bei-menschen-mit-demenz-ausgezeichnet
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